Menschenbilder

"Über Geschmack kann man streiten, aber wenn die Zusammenhänge nicht stimmen, werde ich traurig!"
Der Kunsthistoriker und Museumsdirektor Hermann Fillitz.
Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Er ist einer dieser mehr als 90-Jährigen, die als Vorbild dienen können: Ein interessantes Leben kann auch noch im 10. Lebensjahrzehnt interessant bleiben, man kann versuchen die Hinderlichkeiten des Älterwerdens im Hintergrund zu halten und kann darüber hinaus andere Menschen an seinem Wissen und seinen Erfahrungen teilhaben lassen. Und man kann sogar ein "zorniger junger Mann" bleiben.
Der ehemalige Direktor des Kunsthistorischen Museums und Professor für Kunstgeschichte an den Universitäten Basel und Wien, Hermann Fillitz, ist so ein Beispiel: Ihm ist die österreichische Museumsplanung zu uninspiriert, und er scheut sich nicht zu konstatieren "Im Ausland lacht man über uns".

Fillitz weiß, wovon er spricht - er hat unter anderem ausgehend von seinem Spezialgebiet Kunst des Mittelalters das Sammlerehepaar Ludwig beraten und damit auch Verbindungen hergestellt, die letztendlich zur Gründung des Museums Moderner Kunst im Museumsquartier geführt haben.
Der 1924 Geborene hat nach dem Krieg für die Aufstellung der Geistlichen und der Weltlichen Schatzkammer im Kunsthistorischen Museum in Wien gesorgt, seine Arbeit am Museum war besonders von wissenschaftlichen Aspekten geleitet, in seine Direktionszeit fiel aber auch das Erkennen der Bedeutung des internationalen Kulturtourismus.
Als Student gehörte Fillitz zu einem Kreis von Menschen, die in der Zweiten Republik noch wesentliche Rollen spielen sollten - Kurt Schubert, später Judaistik Ordinarius, der Schriftsteller und Politiker Jörg Mauthe oder die Historikerin Erika Weinzierl.
Und wäre in der Zeit seiner Leitung die Saliera gestohlen worden, so sagte er einmal, wäre er am nächsten Tag zurückgetreten.

Sendereihe