Da capo: Im Gespräch

"Die Wirtschaftskrise ist eine Gefahr für die Demokratie!"
Renata Schmidtkunz und Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin "Der Standard" im Gespräch mit Gesine Schwan, Politikwissenschafterin

Europäische Integration, das war das Zauberwort der letzten Jahrzehnte. Doch wie steht es denn heute um Europa? Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 hat das Gesicht Europas massiv verändert und auch vor den bis dahin soliden europäischen Sozialstaaten nicht Halt gemacht. Nationalismus, Populismus und Verlust von sozialer Sicherheit greifen ebenso um sich wie ein schwindendes Vertrauen in die politisch Verantwortlichen.

Gute Politik fällt nicht vom Himmel - sagt unser heutiger Gast, die Politikwissenschafterin Gesine Schwan, in unserer Reihe "Zeitgenossin im Gespräch", einer Kooperation mit der Tageszeitung "Der Standard" und der Universität Salzburg. Gute Politik muss von Menschen für Menschen gemacht werden. Doch Europa stehe - so Frau Schwan - vor großen Herausforderungen. Dazu komme eine Wettbewerbsmanie in allen europäischen Staaten, die dabei ist, Solidarität und Menschlichkeit zu zerstören und Freudlosigkeit zurück zu lassen.

Gesine Schwan, geboren 1943 in Berlin. Ihre Eltern - gläubige Katholiken - haben sie in eine französische Schule geschickt, um ihren Beitrag zur Überwindung der deutsch-französischen Erbfeindschaft zu leisten. Jene und die Überwindung der deutsch-polnischen Feindschaft standen immer ganz oben auf der wissenschaftlichen und politischen Agenda jener Frau, die zwei Mal für das Amt der deutschen Bundespräsidentin kandidierte.

Gesine Schwan begann ihre akademische Laufbahn 1971 und lehrte an vielen deutschen und internationalen Universitäten. Von 1999 bis 2008 war Gesine Schwan Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. 2009 gründete sie gemeinsam mit anderen die "Humboldt-Viadrina School of Governance", deren Präsidentin sie ab 2010 war und die sich seit Juni 2014 in Insolvenz befindet.

Gesine Schwan ist eine heftige Kritikerin von Kanzlerin Merkel, der sie schlechtes Regieren diagnostiziert.

Sie erhielt zahlreiche hohe Auszeichnungen, so z.B. wurde sie zum Großoffizier der französischen Ehrenlegion ernannt und erhielt den Sankt-Stanislaus-Orden für ihre Verdienste um Polen. Zuletzt erhielt sie 2013 den Erich-Fromm-Preis.

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