Gedanken für den Tag

von Peter Schwarz, Geschäftsführer des Psychosozialen Zentrums ESRA. "Vertrieben, verfolgt, auf der Flucht". Gestaltung: Alexandra Mantler

Wie wir uns als Mitmenschen und Gesellschaft gegenüber bedürftigen und kranken Menschen zu verhalten haben, dazu findet man Gebote, Verhaltensregeln und Traditionen in allen Religionen. So ist das auch im Judentum. Es hat auch im Judentum sehr große Bedeutung, dafür Sorge zu tragen, das Leid der Anderen zu lindern. Dabei kann es sich um Armut handeln, die man mit Spenden lindert.

Es gibt aber auch andere Formen der Bedürftigkeit, die uns, finde ich, nicht kalt lassen dürfen. So gilt es auch die Einsamkeit isolierter Menschen zu bekämpfen. Das bedeutet, zum Beispiel Kranke zu besuchen oder einsame Menschen zu sich einzuladen. Dies geschieht in erster Linie am Sabbat zum üblichen Freitagabendmahl.

Es bedeutet aber auch, trauernde Menschen nicht alleine mit ihrem Schmerz zu lassen. Es geht nicht nur darum, am Begräbnis teilzunehmen. Es ist üblich, die Hinterbliebenen während der siebentägigen Trauer zu besuchen, Essen zu bringen und auch durch die Anwesenheit Anteilnahme zu zeigen. Wir, in ESRA, nennen das in unserer Fachsprache "social support", also die Unterstützung durch die Gesellschaft und Einzelne. "Social support" ist ein Begriff, der in der Arbeit mit traumatisierten Menschen eine besonders hohe Bedeutung hat.
Das psychosoziale Zentrum ESRA wurde genau mit diesen Gedanken vor 20 Jahren von der Jüdischen Gemeinde Wiens und der Stadt Wien gegründet. Es galt, schwersttraumatisierten Menschen Unterstützung in unterschiedlichen Formen zu bieten.
Auch wenn die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit nicht religiös motiviert sehen, so ist ihr Engagement jedenfalls auch durch Weltanschauung und durch Verantwortungsgefühl getrieben. Mitmenschen in schweren Situationen zur Seite zu stehen ist ein Wert für sich, wobei es unerheblich ist, aus welchem Wertesystem dieser geschöpft wird. Natürlich nur, wenn die Basis Achtung vor allen Menschen, ungeachtet der Religion, Nationalität, Ethnie, Geschlecht oder sexueller Orientierung, ist.

Service

Psychosoziales Zentrum ESRA

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Dimitri Schostakowitsch/1906 - 1975
Album: SYMPHONISCHE WALZER AUS RUSSLAND
Titel: Walzer aus dem Film "Pirogow"
Orchester: Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks
Leitung: Wladimir Fedosejew
Länge: 02:00 min
Label: Musica classic 7800052

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