Ö1 bis zwei - le week-end

22. November 2014, 13:00

In F-Dur beginnen wir heute und in einer knappen Stunde werden wir in F-Dur ein weiterhin schönes Wochenende wünschen. Das klingt harmloser, als die folgende Stunde klingen wird: Heute in "le week-end": Eine veritable Big Band Battle auf gehobenem Niveau: Das Ensemble Il Giardino Armonica trifft auf das Thad Jones & Mel Lewis Orchestra.

Die F-Dur-Beiträge stammen übrigens beide von einem der heimlichen "le week-end"-Heroes, von Wilhelm Friedemann Bach, bei der jetzigen Eröffnung der heutigen Big Band Battle herausfordernd in Szene gesetzt von Il Giardino Armonico. Das "Orchestra", die "Big Band" von Thad Jones und seinem Kompagnon am Schlagzeug Mel Lewis, nimmt die Herausforderung an.

Auf Wilhelm Friedemann Bachs heftige Akzente und überraschende Wendungen hat der Bigbandleader, Kornettist und in diesem Fall auch Komponist Thad Jones mit seiner Band eine heftige Antwort. Intensiv und intelligent: Beides will und kann die Musik dieser grandiosen Big Band sein. Dazu keinerlei Schnickschnack, ein schlichter Albumtitel: Thad Jones & Mel Lewis "live in Munich". 1976 gastiert das Jazzorchester, dessen Heimstätte das damals schon legendäre New Yorker Village Vanguard ist, wieder einmal in ihrem Lieblingsclub in München, im 1965 gegründeten Domicile. Dort entstehen die Aufnahmen dieses Albums, fünf Stücke, eine Handvoll grandioser Soli. Auch so lässt sich ein Grammy gewinnen: 1978 wird diese Live-Platte damit ausgezeichnet.

In dieser Big Band Battle muss nun natürlich die befreundete aber gegnerische Band dem eben gehörten Notensturm etwas dagegen halten. Keine leichte Aufgabe, aber Il Giardino Armonico sind trickreich gewappnet. Giovanni Antonini bringt seine Big Band in Stellung, natürlich ebenfalls live. Die Strategie der italienischen Band ist gefinkelt: Mit historischen Instrumenten und ebensolcher Musik setzen sie auf Knalleffekt. Harmonische Überraschungswendungen? Rhythmische Tollereien? Energielevel 110?

Sollten die amerikanischen Jazzer geglaubt haben, sie hätten das erfunden, werden sie nun eines anderen belehrt: Il Giardino Armonico behaupten frech den Ur-Jazzer entdeckt zu haben. Sein Name: Carl Philipp Emanuel Bach. "Mich deucht, die Musik müsse vornehmlich das Herz rühren", notiert Carl Philipp Emanuel an dieser Stelle. Doch Herzen lassen sich auf vielfältigste Art rühren, deshalb geben wir ihm zu diesem Zweck die Chance einer ganzen Sinfonia. Für die Temperamentvollen ein Allegro die molto, für die zart Besaiteten ein poco Adagio, für die Choleriker ein Presto.
(Erstausstrahlung: 7. Dezember 2013)

Sendereihe

• Le week-end

Gestaltung

• Elke Tschaikner
• Christian Scheib