Texte - neue Literatur aus Österreich

"Das Melkkapitel." Von Gabriele Petricek. Es liest Angela Schneider

Was bedeutet es, fremd zu sein? Wie fühlt es sich an, verfolgt zu werden, und dabei die Sprache der anderen nicht zu verstehen? Mit Fragen wie diesen befasst sich eine Ausstellung, die noch bis Ende des Jahres im Stift Melk zu besichtigen ist. Seit dem Jahr 1014 werden hier die Reliquien des heiligen Koloman bewahrt. Auf der Durchreise wurde der fremdländisch aussehende Pilger, angeblich ein irischer Königssohn, als vermeintlicher Spion gefangengenommen, gefoltert und hingerichtet.
Stift Melk, auf einem Felsen über der Donau am Eingang zur Wachau gelegen, ist seit über 1000 Jahren ein sogenannter Point of Passage, ein Ort des Übergangs. Migration, Fremdsein, Anderssein, und gesellschaftliche Ausgrenzung sind die Themen des Stifts für das Gedenkjahr 2014. In diesem Zusammenhang wurden neun bildende Künstler, eine Tänzerin, ein Filmemacher sowie fünf Autorinnen und Autoren um Beiträge gebeten.
Eine dieser Autorinnen ist die aus Krems stammende Gabriele Petricek, die das Melker Gedenkjahr in Form eines "Melkkapitels" in ein in Arbeit befindliches Buchprojekt eingearbeitet hat. Darin trifft die Ich-Erzählerin während einer Zugfahrt durch Niederösterreich auf einen höchst wunderlichen Reisenden, einen Mann in seltsamen Kleidern, der sich sprachlich sehr eigenartig ausdrückt, und der auf die Mitreisende halb bedrohlich, halb bemitleidenswert wirkt.-

Service

"Das Melkkapitel." Von Gabriele Petricek. Manuskript. Es liest Angela Schneider. Gestaltung der Sendung Edith-Ulla Gasser.

Sendereihe