Nachtquartier

27. November 2014, 00:08

Christa Riedl-Dorn recherchiert die Lebensgeschichten großer Forscherinnen, die im 19.Jahrhundert die ganze Welt bereisten und deren Namen und Leistungen bis heute nahezu unbekannt sind: Die Forscherin Amalie Dietrich hat auf einer ihrer Expeditionen die giftigste Schlange der Welt in Australien gefangen. Ihre österreichische Kollegin Ida Pfeiffer ist auf abenteuerliche Art durch alle Kontinente gereist und hat eine große naturwissenschaftliche Kollektion für die europäischen Museen mitgebracht. Und dann ist da noch die Afrikaforscherin Alexandrine Tinné, die ihr Leben in der lybischen Sahara verlor. Von all diesen Frauen und ihren Expeditionen weiß man wenig, weil ihre Leistungen oft berühmten männlichen Kollegen oder den Ehemännern der Forscherinnen zugeschrieben wurden.

Christa Riedl-Dorn ist Direktorin im Archiv für Wissenschaftsgeschichte im Naturhistorischen Museum in Wien. "Besonders spannend finde ich als Wissenschaftshistorikerin die detektivische Arbeit zu mehr oder minder unbekannten Forscherinnen, die in Männerkleidung an der ersten Weltumsegelung teilnahmen oder im Urwald ihre Kinder gebaren. Wer trug damals vor Ort am Erfolg von Expeditionen bei? Und warum finden wir nur die ,Väter' der Wissenschaft als Figurenschmuck auf den Ringstraßen Gebäuden, sehen aber nichts von den ,Müttern' wie Tortula, Hypartia oder Hildegard von Bingen?"

In mehr als 120 Ausstellungen und Vorträgen und über 300 Publikationen versucht die Wissenschaftlerin neue Erkenntnisse einem breiten Publikum näher zu bringen und den Forscherinnen von heute historische Vorbilder frei zu legen. Denn dass sich Frauen immer schon über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg auf mutige Wege begeben haben, daran besteht kein Zweifel. Nur wissen das immer noch die wenigsten.

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Christa Riedl-Dorn - Naturhistorisches Museum Wien

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