Salzburger Nachtstudio

"Ich kann nichts dafür."
Schuld und Sühne nach dem Ende der Verantwortung, Teil II.
Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger

"Wer heute noch von Schuld und Sühne spricht, macht sich verdächtigt" sagt Konrad Paul Liessmann beim diesjährigen Philosophicum Lech, denn schuld sind immer die anderen. Für das Scheitern in der Schule werden die Lehrer verantwortlich gemacht; werden Jugendliche drogenabhängig oder kriminell, dann waren es die Eltern und wenn die Ökologie kollabiert, dann war es die Industrie.

"Was gilt eigentlich noch der Wille des Einzelnen in solch einer Welt der Verantwortungskünstler und der Schuldverschiebungsstragen?", frägt der Wiener Philosoph etwa den Rechtsphilosophen an der Universität Hamburg Reinhard Merkel und welche Macht gibt man jenen, denen man die ganze Verantwortung zuschiebt? "Bevormundende Instanzen, die nur das Beste für den Menschen wollen, infantilisieren diesen und nehmen ihm Freiheit und Würde, ja machen ihn zum Objekt. Reue ist dann kein Thema mehr und Sühne eine Erinnerung an Fjodor Dostojewskis berühmten Roman "Schuld und Sühne", der aktuell eher unter dem Titel "Verbrechen und Strafe" zu finden ist. Erübrigt sich somit auch die Frage "Warum hast Du das getan?", nicht nur auf politischer, gesellschaftlicher sondern auch auf der zwischenmenschlichen Beziehung?
Was bedarf es, Menschen klar zu machen, dass sie für ihr Handeln eigenverantwortlich sind und somit auch die Macht haben, etwas zu verändern? Verantwortung, sagt Konrad Paul Liessmann, "hat eine spezifische Voraussetzung: Macht." Manchmal ist die Macht jedoch so groß, dass ihre Inhaber nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können.

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