Radiokolleg - Trommeln für die Götter, Singen gegen das Heimweh

19. Jänner 2015, 09:45

Der Nordosten gilt als das "Armenhaus" Brasiliens. Gleichzeitig ist gerade diese Region besonders reich an Musiktradition. In den Sklavenhütten der Zuckerrohrplantagen entstand eine eigene afrobrasilianische Kultur, die großteils religiöse Wurzeln hat. Die Rhythmen des Maracatu beispielsweise werden für die "Orixás", die Götter der afrobrasilianischen Religion Candomblé, gespielt. Einst war der Karneval die einzige Zeit im Jahr, wo es den Sklaven gestattet war, ihre Kultur öffentlich zu leben. In alten barocken Kleidern ihrer portugiesischen Herrschaften zogen sie durch die Straßen und tanzten zu den Rhythmen der schweren Holztrommeln. Bis heute marschieren im Karneval von Recife, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Pernambuco, die verschiedenen "Nationen" auf, wie sich die traditionellen Maracatu-Gruppen dort nennen. Begleitet von ihrem Hofstaat, dem König und der Königin.

In den Quilombos, den Dörfern der geflüchteten Sklaven im Landesinneren wiederum vermischten sich die afrikanischen Traditionen mit indigenen Einflüssen, was bis heute in den verschiedenen Varianten des "Coco" spürbar ist. Europäische Einflüsse finden sich in der ländlichen Tanzmusik "Forró". Arbeitsmigrant/innen aus dem Nordosten nahmen den Forró mit in die reichen Metropolen des Südens, nach Rio de Janeiro und São Paulo. Dorthin migrierte in den 1940er Jahren auch ein gewisser Luiz Gonzaga. Dem Akkordenspieler gelang es, die einst als hinterwäldlerisch geltende Musik im ganzen Land salonfähig zu machen. Seine Lieder wurden zu Megahits. Ein Hauptthema seiner Musik: die Sehnsucht nach dem Nordosten.

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