Radiokolleg - Soldat, Politiker und Schöngeist

Die vielen Gesichter des Winston Churchill (3). Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Schon im öffentlichen Auftreten ein Sir: Dunkle Anzüge aus feinem englischem Tuch, gepunktete Fliege, immer mit Hut oder Zylinder, oft mit Zigarre und Gehstock - Utensilien der Selbstinszenierung, die der britische Staatsmann Winston Churchill perfekt beherrschte. Außergewöhnlich war auch sein politischer Lebensweg, der durch sechs Jahrzehnte des an Umbrüchen und Zerstörung überreichen 20. Jahrhunderts führte.

1874 in den britischen Hochadel hineingeboren, war Churchill schon in sehr jungen Jahren Soldat in mehreren britischen Kolonialkriegen und betätigte sich außerdem als Kriegsberichterstatter. Bereits vor dem und im Ersten Weltkrieg bekleidete Churchill Ministerämter. Das Desaster der britischen Armee während des Dardanellen-Feldzuges, 1916, das Churchill als Erster Lord der Admiralität zu verantworten hatte, schien seine Karriere jäh zu beenden; doch er hielt sich in der Politik - mehr noch: Churchill machte eine der größten Politikerkarrieren des vergangenen Jahrhunderts: Zweimal wurde er zum Premierminister gewählt, ab 1940 führte er Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg und wurde zum personifizierten Widerstand gegen Adolf Hitler. Nach 1945 war der wortgewaltige Brite maßgeblich an der Neuordnung Europas beteiligt.

Churchill machte sich aber nicht nur als Politiker, sondern auch als Autor einen großen Namen. Für sein historisch-biografisches Werk und seine Reden wurde er 1953 als erster und bisher letzter Staatsmann mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Gegen Ende seines Lebens nahm das Schreiben, aber auch die Malerei einen immer größeren Stellenwert für ihn ein. Am 24. Jänner 1965, wenige Wochen nach seinem neunzigsten Geburtstag, starb Winston Churchill in London.

Seine facettenreiche, exzentrische Persönlichkeit und seine mitunter irritierenden Standpunkte hatten schon seine Zeitgenossen stark polarisiert, ebenso wie seine vielen Biografen. Das Radiokolleg versucht, das Phänomen Winston Churchill aus der Distanz von fünfzig Jahren nach seinem Tod aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.

Service

Peter Alter: Winston Churchill (1874-1965), Verlag Kohlhammer/Urban, Stuttgart 2006.

Sebastian Haffner: Winston Churchill. Kindler Verlag, Berlin 2001. (1. Auflage, Rowohlt, 1967)

Thomas Kielinger: Winston Churchill. Der späte Held. Eine Biographie. Verlag C.H. Beck, München 2014.

Christian Graf von Krockow: Winston Churchill. Eine Biographie des 20. Jahrhunderts. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg, 1999, Neuauflage 2014.

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