Radiokolleg - Realist des Phantastischen

Federico Fellini und sein Filmwerk (1).
Gestaltung: Christina Höfferer

Ein zartes Mädchen mit blondem Haar und ängstlichem Blick flankiert von zwei großen Männern, riesige Hintern und Schenkel wollüstiger weiblicher Figuren, Sophia Loren als Puffmutter - das ist die bunte Zeichnung eines Traumes von Federico Fellini. Das zarte blonde Mädchen ist Valeria Ciangottini, die jüngste Darstellerin in "La dolce vita". Bei den Dreharbeiten zu Fellinis 1959 fertiggestelltem Film ist sie sechzehn Jahre alt. Die beiden großen Männer, die Valeria in Fellinis Traum in ein Bordell einführen, sind Federico Fellini, der Regisseur, und Cesare Fracassi, einer der Produzenten von "La dolce vita". Der groteske Traum ist im "Buch der Träume" festgehalten. Federico Fellini folgte damit dem Rat seines Psychotherapeuten, Träume in Zeichnungen und Worten zu Papier zu bringen. Aus diesen Bildern schöpfte Fellini für seine Filme.

Das Buch der Träume wird in Rimini aufbewahrt, wo Fellini am 20. Januar 1920 geboren wurde. Rimini verewigte Fellini in "Amarcord". Amarcord, La dolce vita und Paparazzo sind stehende Begriffe, die aus Fellinis Filmen in den Sprachgebrauch übernommen wurden. Das Dialektwort "amarcord" für "io mi ricordo", ich erinnere mich, bezeichnet ein Flashback in die eigene Lebensgeschichte. "Amarcord" erzählt von Fellinis Jugend zwischen faschistischen Aufmärschen und den gewaltigen Brüsten der Tabaccaia.

Als Federico Fellini 1993 starb, wurde sein Sarg im Studio Fünf von Cinecittà in Rom aufgebahrt, bevor er nach Rimini überführt wurde. Vor dem Kino Fulgor, wo Fellinis kinematographische Sozialisation stattgefunden hatte, blieb der Trauerzug stehen. Tränenüberströmt war das Gesicht von Giulietta Masina, der Schauspielerin, die Fellini kennenlernte, als sie seine Texte im Radio las, und die fünfzig Jahre mit ihm verheiratet war. Fellini fand seine Inspiration in der Chronik, in einer Kritik der Medien und in seiner eigenen Herkunft.

Mit 18 Jahren in Rom angekommen, schlug Fellini sich zunächst als Zeichner und Journalist durch und trat in Kontakt mit der Filmwelt. Mit Roberto Rossellini arbeitete Federico Fellini am Film "Roma Città Aperta", dem Meisterwerk des Neorealismus, das die offenen Wunden des Krieges in der Stadt drastisch aufzeigt. Fellini drehte "La strada", gewann den Oscar mit "Le notti di Cabiria", und den silbernen Löwen mit "I Vitelloni". Dann folgte "La dolce vita". Fellini setzte Rom als eine babylonische Stadt in Szene. Er zeigte ein Italien voller Widersprüche auf autobiographische Art.

Service

Christina Höfferer: "Lesereise Rom. Vom süßen Leben und der großen Schönheit". Picus Verlag.
Christina Höfferer: "Bella Arcadia. Das Italien der Literaten und Künstler". Styria Verlag.
Gianfranco Angelucci: "Segreti e bugie di Federico Fellini. Il racconto dal vivo del più grande artista del '900. Misteri, illusioni e verità inconfessabili". Pellegrini Editore.
Stefania Miccolis: "Federico Fellini e la Spagna". Editore Carabba.
Andrea Minuz: "Viaggio al termine dell'Italia. Fellini politico". Rubbettino Editore.


Das sehr sehenswerte Dolce Vita Museum, bestückt aus dem Fotoarchiv des Paparazzo Marcello Geppetti:
Marcello Geppetti Media Company srl
Via dei Reti, 23
00185 Roma
Tel.: +39 06 96841666
E-Mail
Marcello Geppetti

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