Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Ein Aufruf zur Transparenz. Der römische Dichterphilosoph Lukrez. Gestaltung: Nikolaus Halmer

Das dichterisch/philosophische Werk von Lukrez stellt eine unerhörte Provokation für das von der christlichen Tradition geprägte Abendland dar. In seinem Buch "De rerum natura" geht er davon aus, dass der gesamte Kosmos - der Mensch inbegriffen - aus unzerstörbaren Atomen zusammengesetzt ist, die in immer neuen Konstellationen fortbestehen. Daraus ergibt sich die Folgerung, dass keine menschliche Seele existiert und alles aus Materie besteht. Diese Konzeption beinhaltet eine radikale Kritik an der Religion und an dem Glauben an Götter.

Für den amerikanischen Kulturhistoriker Stephen Greenblatt ist Lukrez ein "Gründungsvater" der europäischen Moderne, die die Frage nach dem Neuen in der Welt stellt. Er will die herrschenden religiösen und philosophischen Dogmen kritisch analysieren, um Wege zur Veränderung der Gesellschaft aufzuzeigen. Das verbindet Lukrez mit Protestbewegungen wie Occupy Wall Street oder Liquid Democracy, die aktiv die Zeitgötzen des 21. Jahrhunderts bekämpfen. Er war auch ein Vorreiter der Ökologiebewegung. Euphorisch schildert Lukrez die Schönheit der Natur und fordert von den Menschen, nachhaltig mit ihr umzugehen.

Service

Literaturhinweise

Lukrez: Über die Natur der Dinge, übersetzt von Klaus Binder, Galiani 2014, 405 Seiten, gebunden, Euro 41,20
Stephen Greenblatt: Die Wende. Wie die Renaissance begann, übersetzt von Klaus Binder, Pantheon 2013, 352 Seiten, Euro 15,50

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