Zeit-Ton

24. Februar 2015, 23:03

Der eine ist Argentinier und hat bei Beat Furrer (der kürzlich mit dem Großen Österreichischen Staatspreis geehrt wurde), Marco Stroppa, Ferneyhough, Lachenmann und Chaya Czernowin studiert, ist also explizit europäisch geprägt: Eduardo Moguillansky. Experimentell baut er kompositorisch auf Klangereignisse, die entstehen, wenn man einen Violinbogen nicht mit Haaren, sondern mit einem Tonband bespannt und dieses Produkt über einen Tonkopf zieht. "Zähmungen" nennt der Komponist das Resultat.

Der andere ist auch Argentinier und ähnlich europäisch geprägt. Er hat in Köln im Umfeld Stockhausens die serielle Musik kennengelernt, sich experimentierend von ihr abgewandt und eine Vorliebe für surreale (auch humoristische) Denkansätze entwickelt: Mauricio Kagel. Manchmal nützt er, wie einst Berlioz, "idées fixes" und verknotet die Rondo-Form. Ein Dritter nennt unter anderen Stockhausen, Xenakis, Messiaen und Mauricio Kagel als seine Lehrer und integriert sehr spezifische Wendungen der Volksmusik seiner Heimat in spektrale Techniken: Horatiu Radulescu, zum Beispiel in "Colonne d'Alba".

Und da zwei der genannten Komponisten das Licht der Welt unter dem Kreuz des Südens erblickt haben, ist es hörenswert, wie Edgar Varèse dieses Sternbild surreal gefiltert in Klänge umwandelt.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton