Salzburger Nachtstudio

Von der Forschung zur Aktion. Wie die Erkenntnisse der Gruppendynamik die Sozialwissenschaften revolutionieren könnten.
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

Wie kann Wissenschaft in der Gesellschaft wirksam werden? Das ist eine Frage, die den Klagenfurter Philosophen Peter Heintel seit Jahrzehnten umtreibt. Gemeinsam mit einem rührigen Team von Mitstreiterinnen und Mitstreitern hat der unkonventionelle Denker, der sich selbst vor allem auch als Praktiker versteht, an der Klagenfurter Alpen-Adria-Universität einen neuen sozialwissenschaftlichen Ansatz kreiert: Aufbauend auf den Erkenntnissen Kurt Lewins und Jacob Morenos, aber auch auf den Einsichten anderer partizipativer Schulen, haben die Forscherinnen und Forscher der Heintel-Schule die sogenannte "Interventionsforschung" entwickelt - eine neue sozialwissenschaftliche Methode, die nicht nur die Trennung zwischen Theorie und Praxis aufheben soll, sondern auch die traditionelle Trennung zwischen "Forscher/innen" und "Beforschten".

"Der Hauptunterschied zum wissenschaftlichen Mainstream besteht darin, dass wir zusammen mit den Menschen forschen, die wir beforschen", erklärt Peter Heintel seinen Ansatz: "Wir beobachten nicht von außen, sondern arbeiten prozessorientiert gemeinsam mit unseren Forschungspartnern."

Wo tritt Interventionsforschung auf den Plan? Beim konfliktträchtigen Mediationsverfahren rund um den Flughafen Schwechat zum Beispiel, oder bei einem aufwändigen Regionalentwicklungsprozess im Kärntner Lavanttal. Die Klagenfurter Interventionsforscherinnen und -forscher werden überall dort tätig, wo es um soziale Systeme geht; naturwissenschaftliche Problemstellungen sind erklärtermaßen nicht ihr Revier.

Der Klagenfurter Ansatz gerät allerdings zunehmend unter Druck. In einem Wissenschaftsbetrieb, der sich mehr und mehr an neoliberalen Pardigmen orientiert, scheint für innovative Konzeptionen wie die "Interventionsforschung" immer weniger Platz zu sein. "Der freie" Geist, der mich früher einmal in die Universität gelockt hat", resümmiert Peter Heintel, "ist längst auf der Strecke geblieben, gefesselt in einem verschulten Studienbetrieb, bewacht von Hohenpriestern des disziplinären Methodenzwangs und eingeteilt in Standards quantitativer ausgerichteter Evaluationen, die jegliche freie Beweglichkeit im Keim erstickt."

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