Menschenbilder

1. März 2015, 14:05

Reinswald im Sarntal in Südtirol, heute ein einladendes Schigebiet in der Nähe Bozens, war in Franz Thalers Jugend eine Gegend, in der die Armut das Leben der Bergbauernfamilien dominiert hat. Der reiche Kindersegen konnte - so auch wie im Falle Franz Thalers, der am 6. März seinen 90. Geburtstag feiert, häufig nicht von den Eltern allein bewältigt werden, Kinder mussten außer Haus gegeben werden, wo sie zwar Essen bekamen, aber auch sehr viel Arbeit.

Franz Thalers Eltern entschieden sich - vor die Wahl gestellt ins nationalsozialistische Deutsche Reich übersiedelt zu werden oder sich dem faschistischen italienischen Staat zu unterwerfen - für Zweiteres. Als allerdings im Verlauf des zweiten Weltkrieges auch die Südtiroler in die Wehrmacht eingezogen werden sollten, die sich für Italien entschieden hatten, versteckte sich Franz Thaler in den Bergen. Ein Cousin verriet ihn, Franz Thaler stellte sich, um seine Eltern zu schützen. Er wurde nach Dachau deportiert. Immerhin, er konnte überleben und kehrte zwanzigjährig schwer traumatisiert in die Heimat zurück.

Der Sarnthaler, der - auf dass den Talbewohnern nicht ihre Trachten ausgehen - das Handwerk des Federkielstickers mit großer Meisterschaft ausgeübt hat, in seiner Werkstätte aber auch Satz für Satz seine Erlebnisse aufgeschrieben hat, beschreibt eine Welt, die in vielerlei Hinsicht gespalten ist, Menschen wie er halten sie zusammen.

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