Salzburger Nachtstudio

Global denken, lokal schützen. Vom Umgang mit dem Welterbe
Gestaltung: Ewald Hiebl

Mehr als 1.000 Einträge umfasst die Welterbe-Liste der UNESCO. Seit 1996 gibt es auch österreichische Beiträge: Schloss Schönbrunn und die Salzburger Altstadt waren die ersten österreichischen Welterbestätten.

Am Anfang stand ein Friedensprojekt: Die Weltgesellschaft stellt einzigartige Kultur- und Naturdenkmäler unter Schutz. Auch in Kriegszeiten sollten sie verschont werden. Das Wissen um Kultur- und Naturschätze anderer Staaten und Gesellschaften sollte die Menschheit zueinander bringen. Doch mittlerweile ist die Idee nicht mehr unumstritten. Der Welterbe-Status behindere Modernisierungen, schränke die Menschen in Lebensraum und Lebensstil ein, meinen Kritiker/innen. Der Welterbe-Status wird in kommunalen Auseinandersetzungen instrumentalisiert. Er dient auch ganz profanen touristischen Zielen.

Auch die neue Kategorie des immateriellen Welterbes ist nicht unumstritten. Während es der Vogelfang im Salzkammergut auf die Liste geschafft hat, wurde das Einklatschen der Rapid-Viertelstunde von der UNESCO abgelehnt. Ewald Hiebl wirft Blicke auf österreichische Diskussionen wie jene über Bauprojekte in Salzburg, aber auch auf internationale Welterbe-Städte wie Hiroshima und seinen Friedenspark, Mostar mit seiner wieder aufgebauten Steinbrücke, die finnische Holzstadt Rauma oder Brasilien zwischen Barockkirchen und Samba.

Service

Interviewpartner/innen:

Alexander Würfl, Jurist, Welterbe-Beauftragter der Stadt Salzburg

Peter Strasser, Jurist und Ethnologe, stellvertretender Leiter des Zentrums für baukulturelles Erbe und UNESCO-Welterbe an der Donau-Universität Krems

Eva Nowotny, Historikerin und Diplomatin a.D., Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission

Tanja Vahtikari, Historikerin, Universität Tampere (Finnland)

Kurt Luger, Kommunikationswissenschafter, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Tourismus und kulturelles Erbe an der Universität Salzburg

Christian Hanus, Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur und leitet das Zentrum für Baukulturelles Erbe

Katja Huovinen, Architektin, Finnland/Italien

Tomas Drdacky, Architekt, Vizepräsident des tschechischen Nationalkomitees des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS), stellvertretender Bürgermeister des Prager Stadtteils Troja

Silvana Barbosa Rubino, Anthropologin, Universität von Campinas in Sao Paulo (Brasilien). Bis vor kurzem war er sogar Bürgermeister. Der Architekt sieht die Reaktion der Bevölkerung auf den Welterbe-Status differenziert und spart nicht mit Kritik an der Politik.

Emily Makos, Professorin für städtische Architekturgeschichte an der Universität von North Carolina in Charlotte (USA)

Linda Kovarova, Historikerin, Karls-Universität in Prag



Literatur:

Kurt Luger, Christoph Ferch (Hrsg.), Die bedrohte Stadt. Strategien für menschengerechtes Bauen in Salzburg, Wien-Innsbruck-Bozen: Studienverlag 2014.

Links:

UNESCO World Heritage Center
Österreichische UNESCO-Kommission
Stadt Salzburg - Weltkulturerbe Altstadt Salzburg

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