Salzburger Nachtstudio

Geist und Geister der Alma Mater Rudolfina. Die Universität Wien wird 650 Jahre alt. Gestaltung: Martin Haidinger

Formell gegründet wurde die Universität Wien am 12.März 1365, doch ihren regelmäßigen Lehrbetrieb nahm sie erst 20 Jahre danach auf. Von Anfang an war sie eine politisch motivierte Einrichtung - der Habsburger Rudolf IV. stiftete sie als Konkurrenzinstitution zur bereits 1348 von seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV. gegründeten Universität Prag, der ältesten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Auch danach bildeten sich die geistigen Strömungen der Zeit in der Alma Mater Rudolfina ab- von den Disputationes des Spätmittelalters über die Jesuitenuniversität bis zur spannenden Zäsur des 18.Jahrhunderts, des Übergangs vom letzten Jesuitenrektor Trautson zum ersten führenden Aufklärer Van Swieten. Die Thun'sche Reform des 19. wurde dann erst von der Firnberg'schen Gesetzgebung des 20.Jahrhunderts abgelöst: Die Massenuniversität war geboren.

Wissenschaftler der Universität Wien beschäftigen sich intensiv mit der geistesgeschichtlichen Entwicklung, den Wechselwirkungen von mehr oder weniger großen Geistern und dem jeweiligen Zeitgeist mit der 650-jährigen Entwicklung der Uni Wien : Von frühneuzeitlicher protestantisch geprägter Freigeisterei, gegenreformatorischem jesuitischem Katholizismus, aufgeklärter Ausbildung zum Staatsdienst, revolutionärer 1848er-Gärung, Nationalismus, Faschismus, NS-Ideologie , Marxismus, Maoismus, bis zum postmodernen Pluralismus der Gegenwart.

Welche Rolle wird die Universität in einer digitalisierten Zukunft einnehmen? Kann und soll sie noch so etwas wie eine intellektuelle Leitfunktion entwickeln?

Martin Haidinger unternimmt eine ideengeschichtliche Zeitreise durch 650 Jahre.

Sendereihe