Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

16. März 2015, 14:05

Depressionen und Burnout sind nach wie vor unaufhaltsam im Vormarsch. Die Gretchenfrage ist warum? Liegt es an der Persönlichkeit der Betroffenen oder doch an den bedrohlichen Bedingungen der Arbeitswelt, die für die Überforderung der Menschen mit dem fast unausweichlich folgenden Zusammenbruch verantwortlich sind?
Tatsache ist, dass Faktoren wie steigende Arbeitslosigkeit, Angst vor Kündigung mit all ihren Folgen nicht nur ältere Berufstätige, sondern in zunehmendem Maß auch jüngere Menschen betreffen. Dazu kommen Ängste vor dem Versagen, dem Nicht-Genügen und dem Kontrollverlust im Beruf. Solche existenziellen Ängste können bereits Jahre bestehen, bevor Anzeichen der Überforderung für Familie, Freunde oder Kolleginnen und Kollegen merkbar werden. Betroffene reagieren auf diese scheinbar bedrohliche Situation zunächst mit erhöhter Anstrengung im Job. Ebenfalls typisch: Sie sprechen nicht darüber - denn das würde bedeuten, Schwäche zu zeigen. Doch damit beginnt ein Teufelskreis, denn dieses Verhalten steigert die Ängste noch mehr.
Vielmehr wäre es hilfreich, sich in einer solchen Situation Hilfe zu holen. Da die/der Vorgesetzte das häufig nicht sein wird, können Kolleginnen und Kollegen oder auch die Arbeitsmedizinerin/der Arbeitsmediziner geeignete Ansprechpartner sein.
Ziel ist es, die Ängste zu benennen und konkrete Strategien zu finden, um der Angstspirale zu entkommen - noch bevor sich das Vollbild eines Burnouts oder einer Überlastungsdepression entwickeln kann. Dabei stellt die Resilienz ein wichtiges Gegengewicht dar, also die Fähigkeit, sich beispielsweise seine Freizeit zufriedenstellend zu organisieren. Auch Coachings und psychotherapeutische Methoden - allen voran die Verhaltenstherapie - können helfen, Auswege zu finden.
Prim. Dr. Rainer Gross, Vorstand der Sozialpsychiatrischen Abteilung des Landesklinikums Hollabrunn, hat dazu ein Buch mit dem Titel "Angst bei der Arbeit - Angst um die Arbeit" geschrieben, das im April erscheinen wird.

Dieses Mal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit ihren Gästen über verborgene Ängste - ausgelöst durch den Druck im Job - und wie man sich dagegen schützen kann.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Prim. Dr. Rainer Gross
FA für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Leiter der Sozialpsychiatrischen Abteilung
Landesklinikum Hollabrunn
Robert Löfflerstraße 20
A-2020 Hollabrunn
Tel.: +43/2952/9004/630
E-Mail
Soz.-psychiatr. Abteilung, LK Hollabrunn

Dr.in Ingrid Drossos-Stuller
FÄ für Innere Medizin, Arbeitsmedizinerin, psychosoziales Diplom und Diplom für Psychosomatik, Körperpsychotherapeutin
stv. Leiterin der Abteilung für Psychosomatische Rehabilitation
Klinik Pirawarth
Kurhausstraße 100
A-2222 Bad Pirawarth
Tel.: +43/2574/29160
E-Mail
Klinik Pirawarth

Referat von Dr. Rainer Gross über Angst am Arbeitsplatz
Arbeiterkammern in den Bundesländern
IBOS - Institut für Burnout und Stressmanagement
fit2work - Beratung und Unterstützung bei gesundheitlichen Problemen am Arbeitsplatz
Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
Österreichische Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention
Die Angst, zu versagen - Leistungsängste erfolgreich bewältigen
Angst am Arbeitsplatz
Arbeitsplatzphobie
Ratgeber bei Stress im Job
"Die Psyche soll zum Kopierer werden" (derStandard.at, 15.10.2012)
"Angst vor Jobverlust" (Süddeutsche.de, 17.5.2010)
Burnout-Syndrom
Meisterklasse "Burnout Prävention, Intervention & Beratung" - Aufbaulehrgang für BeraterInnen, Coachs und Gesundheitsberufe

Rainer Gross, "Angst bei der Arbeit - Angst um die Arbeit. Psychische Belastungen im Berufsleben", Verlag Hans Huber, erhältlich April 2015

Barbara Ehrenreich, "Smile or die. Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt", Antje Kunstmann 2010

Anja Förster, Peter Kreuz, "Hört auf zu arbeiten!: Eine Anstiftung, das zu tun, was wirklich zählt", Pantheon Verlag 2013

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