Radiokolleg - Die Entdeckung der X-Strahlen

Wie Wilhelm Conrad Röntgen die Welt veränderte
(3). Gestaltung: Barbara Zeithammer

"Ich mache etwas, wovon die Leute, wenn sie es erfahren, sagen werden: ,Der Röntgen ist wohl verrückt geworden'." Wilhelm Conrad Röntgen, geboren am 27. März 1845, Professor für Physik in Würzburg, berichtet über seine Entdeckung zunächst nur seiner Ehefrau - und auch ihr nicht mehr als diesen lapidaren Satz. Röntgen ist zurückhaltend und introvertiert, aber kein Geheimniskrämer aus Kalkül, sondern ein penibler Wissenschafter, der nichts aus der Hand gibt, solange noch geringste Zweifel an seinen Erkenntnissen bestehen.

Am 8. November 1895, vor 120 Jahren, machte der damals 50-Jährige in Würzburg die Entdeckung, die Medizin und Wissenschaft revolutionieren und die Welt verändern wird: Bei Gasexperimenten in seinem Labor entdeckt Wilhelm Conrad Röntgen - zufällig - die X-Strahlen, wie er sie nennt; Röntgenstrahlen heißen sie erst später. Entgegen seiner Einschätzung findet niemand, er sei "wohl verrückt geworden" - im Gegenteil: Mit Röntgens Apparat kann man in den Körper blicken. Welche Sensation das war, kann man sich heute kaum noch vorstellen.

Wilhelm Conrad Röntgen meldet sein bildgebendes Verfahren allerdings nicht zum Patent an - er will, dass die Apparaturen möglichst bald zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden können. Theoretisch kann jeder einen Röntgenapparat bauen und das Durchleuchten entwickelt sich zu einer Art Gesellschaftsspiel. Die Gefahren der Strahlung sind noch gänzlich unbekannt.

1901 wird Röntgen der erste Nobelpreis für Physik verliehen. Seine Entdeckung verändert nicht nur die Medizin, sondern grundlegend die Welt und Wissenschaft des 20. Jahrhunderts: Röntgens Entdeckung ist die Basis für die Erforschung der Radioaktivität; sein Verfahren ist unverzichtbares Diagnose- und Forschungsinstrument in sämtlichen Disziplinen: Mit Hilfe von Röntgen-Untersuchungen blicken Molekularbiolog/innen in die Strukturen von Proteinen und der DNA und Astronom/innen in und auf die Himmelskörper. Geolog/innen analysieren Gesteine und Mineralien, Archäolog/innen können in Mumien hineinschauen, ohne sie zu zerstören, und Kunsthistoriker/innen in die Entstehungsgeschichte von Gemälden.

Service

Lehrstuhl für Röntgenmikroskopie, Universität Würzburg

Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik Fürth (EZRT). Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik Fürth: Detailinformationen über zerstörungsfreie Prüfmethoden

Wilhelm Conrad Röntgen Research Center for Complex Material Systems (RCCM)

Interviewpartner:

Prof. Dr. Randolf Hanke, Professor für Röntgenphysik und Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für Röntgenmikroskopie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP in Saarbrücken, Bereichsleiter des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik EZRT in Fürth

Dr., Dipl.-Chem. Torsten Brandmüller, Referent der Bereichsleitung Fraunhofer-Entwicklungszentrum Röntgentechnik EZRT, Fürth

Dipl.-Physiker Philipp Stahlhut, Lehrstuhl für Röntgenmikroskopie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Forschungsthema: Röntgenmikroskopie

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