Radiokolleg - Schuld ohne Sühne

Der Völkermord an den Armeniern (1). Gestaltung: Daniel Guthmann

Am 24. April 1915 werden in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, mehr als 220 bedeutende armenische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens festgenommen und am nächsten Tag ins Landesinnere Anatoliens deportiert. Im Schatten des Weltkriegs bildet dieses Ereignis den Auftakt zum ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Mehr als eine Million Armenier/innen kommen zwischen Mai 1915 und Februar 1917 bei von den regierenden "Jungtürken" geplanten Deportationen und Massakern im Osmanischen Reich ums Leben.

Als Kriegspartner der Osmanen sind das deutsche Kaiserreich und Österreich-Ungarn genau über die einzelnen Etappen der Vernichtung der Armenier informiert. In ihren Archiven lagern unzählige Beweisstücke für den systematischen Charakter der Massenmorde und Vertreibungen. Zugleich geht aus ihnen hervor, dass sich Deutsche und Österreicher durch Mitwisserschaft und Untätigkeit, in manchen Fällen sogar durch Zustimmung und Beihilfe am Völkermord, mitschuldig gemacht haben. Nach dem Krieg werden die Hauptverantwortlichen für den Völkermord in Istanbul zum Tode verurteilt. Allerdings in Abwesenheit, denn das deutsche Kaiserreich hat ihnen rechtzeitig zuvor die Flucht nach Berlin ermöglicht ...

Auch 100 Jahre nach den Geschehnissen leugnet der türkische Staat hartnäckig, dass es sich bei den Deportationen und Massakern um einen Völkermord gehandelt habe. Bis heute wird den Armeniern zugemutet, mit dieser Leugnung zu leben. Trotz ihrer historischen Mitverantwortung üben Österreich und Deutschland keinerlei Druck auf die Türkei aus, ihre Haltung zu ändern.

Service

Jürgen Gottschlich: "Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier", Ch. Links Verlag 2015
Hosfeld, Rolf: "Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern", Ch. Beck Verlag 2015

Artem Ohandjanian
Krikor Balakian
Termine und Veranstaltungen der Arbeitsgruppe Anerkennung e.V.
Stephan Gantralyan

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