Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Gefährliche Dauerbeschallung - Wie Lärm unserer Gesundheit schadet

Kolonnen an vorbeiflitzenden PKW's, schnaubende Lastkraftwägen, aufjaulende Motorrad-Motoren, ein ohrenbetäubender Presslufthammer. So oder ähnlich präsentiert sich die alltägliche Lärmszenerie einem Großstädter. Besteigt man dann, erleichtert, den 101 nervenden Geräuschen entkommen zu sein, die Straßenbahn, geht es mit dem "Unfreiwillig-Beschalltwerden" erbarmungslos weiter - die junge Dame eine Reihe weiter hinten berichtet gerade unüberhörbar via Handy, wie der Abend des Vortags verlaufen ist. Man entkommt ihm also nicht, dem Lärm. In der Stadt ist er fast überall präsent. Mal leiser, mal lauter. Unerfreulicher Weise - denn er hat zahlreiche negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
Natürlich zum einen auf das Ohr. Wer allzu lange Zeit allzu hohen Schalldruckpegeln ausgesetzt ist, der mutet seinem Innenohr oftmals zu viel zu - Lärmschwerhörigkeit ist die Folge. Betroffen sind davon insbesondere Menschen, die ihr Geld an sehr lauten Arbeitsplätzen verdienen, etwa in einer Druckerei oder in der eisenverarbeitenden Industrie. Aber auch immer mehr Jugendliche haben bereits irreversible Gehörschäden - die Sinneszellen in ihrem Innenohr haben der lauten Musik aus den mp3-Playern nicht mehr standgehalten. Lärm schadet aber nicht nur den Ohren, sondern er hat zahlreiche negative Auswirkungen auf den gesamten Organismus: Er trübt unsere Stimmung, wir sind gestresst, gereizt und frustriert. Außerdem wird die geistige Leistungsfähigkeit reduziert. Unter chronischem Lärmeinfluss steigt das Risiko für erhöhten Blutdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt. Und schließlich raubt Lärm nicht wenigen den Schlaf.
Im letzten Mikrozensus "Umweltbedingungen" der Statistik Austria (aus 2011) gaben 40 Prozent der österreichischen Bevölkerung an, sich in ihrer Wohnung am Tag und/oder in der Nacht von Lärm belästigt zu fühlen. Am meisten stört die Menschen der Verkehr, gefolgt von lauten Nachbarn sowie Schienen- und Fluglärm. Und laut der WHO stellt der Verkehrslärm nach der Luftverschmutzung das zweitgrößte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa dar. Einiges wird unternommen, um die Umwelt leiser zu gestalten - Stichwort Lärmschutzwände bzw. -fenster. Doch angesichts der nach wie vor hohen Zahl an unzufriedenen Bürgerinnen und Bürgern ist das viel zu wenig.
In welchen Bereichen und wie kann man nun als Einzelperson Lärm vermeiden, wie kann man sich schützen und wo ist seitens der politisch Verantwortlichen dringender Handlungsbedarf gegeben? Diese und viele weitere Fragen stellt Radiodoktor Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz dieses Mal anlässlich des am 29. April stattfindenden Internationalen Tags gegen Lärm an seine Gäste.

Eine Sendung von Mag.a Nora Kirchschlager.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Univ.-Doz. Dr. Herwig Swoboda, Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel, Vorstand der Hals-, Nasen-, Ohren-Abteilung, mit Ambulanz
OA Assoz. Prof. PD DI Dr. Hans-Peter Hutter, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie - Schwerpunkt Umweltmedizin, Medizinische Universität Wien, Institut für Umwelthygiene
Mag. Werner Hochreiter, Arbeiterkammer Wien/Umwelt und Verkehr

18. "Internationaler Tag gegen Lärm" am 29. April 2015
Anlaufstellen bei Lärmproblemen
Forum Schall
ÖAL - Österreichischer Arbeitsring für Lärmbekämpfung
Umweltanwaltschaften Österreichs
Ökobüro - Allianz der Umweltbewegung
Verkehrsclub Österreich
Deutsches Umweltbundesamt
Mikrozensus 2011 - Wie sich die Österreicher in ihrem Wohnbereich von Lärm und anderen Umweltauswirkungen beeinträchtigt fühlen
Lärminfo.at - Lärmschutz für Österreich (Seite des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft)
Lärmgesetze
Lärmkarten
Umgebungslärm - Aktionspläne
Lärm am Arbeitsplatz
Asfinag - Anrainerschutz

Broschüre "Lärm und Gesundheit" (als pdf im Internet zu finden)

WHO: Burden of disease from environmental noise. Quantification of healthy life years lost in Europe
Aktionsplanung gegen Straßenlärm - Wie geht es weiter?
Die Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie in Österreich

Sendereihe