Betrifft: Geschichte

Mauthausen. Das nationalsozialistische Konzentrationslagersystem in Österreich. Mit Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien.
Gestaltung: Rosemarie Burgstaller und Robert Weichinger

Unmittelbar nach dem sogenannten "Anschluss" fiel die Entscheidung zur Einrichtung des Konzentrationslagers Mauthausen in der Nähe von Linz. Der Standort wurde wegen der dort befindlichen Granit-Steinbrüche ausgewählt. Im August 1938 brachte die SS die ersten Häftlinge zum Aufbau des Lagers nach Mauthausen. Im Mai 1940 wurde das nur wenige Kilometer von Mauthausen entfernte Zweiglager Gusen errichtet, und ab 1942/43 entstand ausgehend von diesem Doppellager Mauthausen/Gusen ein System von über 40 Außenlagern in ganz Österreich.

Bis Mitte des Krieges stand die Bekämpfung und Vernichtung der aus rassistischen, politischen und ideologischen Gründen Inhaftierten durch Zwangsarbeit in den Steinbrüchen im Vordergrund. Mauthausen und Gusen wurden mit der Lagerstufe III kategorisiert, was der Bedeutung eines "Mordlagers" entsprach. Die in den Steinbrüchen eingesetzten Häftlinge wurden von den SS-Aufsehern brutal misshandelt, erschlagen, erschossen oder starben an den Folgen von Mangelernährung und Erschöpfung.

In der zweiten Kriegshälfte dominierte die totale Ausbeutung der Gefangenen als Zwangsarbeiter für die Rüstungsindustrie und für den Bau unterirdischer Fabrikanlagen bei anhaltend hoher Todesrate. In den letzten Kriegsmonaten wurde der Lagerkomplex Mauthausen zu einem Ziel von Evakuierungstransporten vor allem aus östlich gelegenen Konzentrationslagern. Die katastrophalen Zustände, geprägt von Überfüllung, Unterernährung und Terror führten noch einmal zu einem enormen Anstieg der Todesrate. Bis zur Befreiung wurden mindestens 90.000 Menschen im Lagerkomplex Mauthausen/Gusen und in den Außenlagern getötet. Mehr als 3.500 davon wurden in der Anfang 1942 eingerichteten Gaskammer des KZ ermordet, über 5.000 Menschen kamen in die Tötungsanstalt Hartheim.

Anfang Februar 1945 versuchten rund 500 sowjetische Offiziere aus dem "Todesblock" des Lagers zu fliehen. Die darauf folgende Menschenjagd wurde neben der SS unter anderem von Angehörigen des Volkssturms, der Feuerwehr, der Gendarmerie und unter Beteiligung von Teilen der Zivilbevölkerung durchgeführt. Nur wenige mehr als die derzeit gesicherten acht Personen dürften die drei Wochen andauernde sogenannte "Mühlviertler Hasenjagd" überlebt haben, weil sie in ihren Verstecken nicht entdeckt worden waren oder bei Bauern Zuflucht gefunden hatten.

Am 5. Mai 1945 befreiten amerikanische Truppen das KZ Mauthausen/Gusen, am 6. Mai das letzte Außenlager Ebensee.

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