Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Geschichte und Erinnerung. Nationalsozialismus und Krieg bei Leuten auf dem Land.
Gestaltung: Sabrina Adlbrecht
12. Mai 2015, 19:05
Vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Von den Menschen, die die NS-Zeit, den Krieg, Verfolgung und Vertreibung am eigenen Leib erfahren haben, sind mittlerweile nur mehr wenige am Leben. Wenn diese letzten Zeitzeug/innen verschwinden, dann geht mit ihnen auch eine ganze Welt von Erinnerungen unwiederbringlich verloren. Und wenn Geschichte kein Gesicht mehr hat, erstarrt sie, wird abstrakt und umso schwerer zugänglich.
Um ganz konkrete, persönliche Erinnerungen zu retten, haben Heimatforscher/innen, Historiker/innen und Soziolog/innen in einem Buch das Leben und die Ereignisse der Zeit von den 1930er bis in die 1950er Jahre eines ganz bestimmten, überschaubaren Landstrichs dokumentiert: Es sind Erzählungen aus dem Hügelland im Südosten Niederösterreichs, das seit jeher die "Bucklige Welt" genannt wird. Zu Wort kommen Männer und Frauen, die ihre Geschichte vorher noch nie einem breiteren Publikum erzählen konnten: Etwa vertriebene jüdische Familien, Roma und Sinti, ehemalige Zwangsarbeitskräfte - und auch sogenannte "Russenkinder": So nannte man die Töchter und Söhne sowjetischer Besatzungssoldaten. All diese Menschen werden durch ihre Erzählungen wieder Teil jenes regionalen Gedächtnisses, von dem sie vorher ausgeschlossen waren. - Individuelle Lebensgeschichten, die sich zu Zeitgeschichte verdichten, Zeitgeschichte, die erlebbar wird.