Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Der Wiener Kreis und die Universität Wien
2. Geheimdienstarchive: Giftschränke des Kommunismus
3. Musikarchäologen erforschen die Musikkultur der Steinzeit

Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

1. Exaktes Denken am Rand des Untergangs: Der Wiener Kreis und die Universität Wien.
Zur Eröffnung der Ausstellung im Hauptgebäude

1924 gründeten der Physiker und Philosoph Moritz Schlick, der Mathematiker Hans Hahn und der Sozialreformer Otto Neurath einen philosophischen Zirkel in Wien. Ziel ihrer Treffen war es, eine wissenschaftliche Weltauffassung zu entwickeln und zu verbreiten. Man wollte angestaubte Lehrmeinungen hinter sich lassen. Dieser Wiener Kreis sah sich im Zentrum der Moderne. Junge Denker wie der Philosoph Rudolf Carnap oder der Mathematiker Karl Menger stießen bald darauf dazu. Herausragende Nachwuchswissenschaftler wie der Logiker Kurt Gödel, der Wirtschaftsmathematiker Oskar Morgenstern oder die Philosophen Karl Popper und Ludwig Wittgenstein standen in einem Nahverhältnis zum Wiener Kreis. Mit dem Erstarken des Antisemitismus in den1930er Jahren nimmt der politische Druck auf die philosophische Gruppe zu. Der reformatorische Zirkel muss sich schließlich auflösen. Einigen Mitgliedern gelingt es, im Exil an ihre wissenschaftliche Karriere anzuschließen. In Österreich selbst geraten die philosophischen Errungenschaften des Wiener Kreises jedoch für einige Jahrzehnte in Vergessenheit. Anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien findet ab dem 19. Mai eine Ausstellung im Hauptgebäude statt, die Werk und Nachwirken des Wiener Kreis thematisiert. Der Mathematiker Karl Sigmund, Mitkurator der Ausstellung, hat anlässlich des Jubiläums ein neues Buch über die Wissenschaftsreformer und ihren internationalen Einfluss veröffentlicht. Mit Karl Sigmund, Mathematiker und Kurator. Autorin: Marlene Nowotny.

Link: Ausstellung: "Der Wiener Kreis - Exaktes Denken am Rand des Untergangs", 20. Mai bis 31. Oktober, Universität Wien, Hauptgebäude.

https://www.univie.ac.at/AusstellungWienerKreis/

Buchtipp: Karl Sigmund: "Sie nannten sich der Wiener Kreis - Exaktes Denken am Rand des Untergangs", Springer Spektrum

2. Giftschränke des Kommunismus: Aufarbeitung der Geheimdienste Osteuropas

25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kämpfen die ehemaligen Ostblockstaaten noch immer mit einem giftigen Erbe - den Archiven der ehemaligen kommunistischen Geheimdienste. Eine internationale wissenschaftliche Konferenz in Berlin, hat jetzt Bilanz gezogen. Eines steht jetzt schon fest: Eine umfangreiche Aufarbeitung wie die der deutschen Jahn-Behörde können nur wenige der teilnehmenden Länder vorweisen. Und das, obwohl in fast allen ehemaligen kommunistischen Ländern Ost- und Südosteuropas offizielle Forschungsstellen zur Aufarbeitung der Geheimdienstarchive existieren. Doch welchem Zweck dienen diese "Giftschränke des Kommunismus" - so auch der Titel der Konferenz - wirklich? Dienen sie tatsächlich der Aufarbeitung von Unterdrückung, Bespitzelung und Überwachung, dem Umgang mit Schuld und Sühne? Oder werden sie eher benutzt? Als Instrument zur Machtausübung. Wird mit ihnen am Ende vielleicht mehr Politik als Aufklärung betrieben? Dieser Frage wollen Wissenschaftler, Historiker und Bürgerrechtler nun gemeinsam nachgehen. Mit Egin Ceka, Politikwissenschaftler, Universität Wien; Martin Prazak, Prager Archiv des Sicherheitsdienstes; Krisztan Unvary, Historiker, Ungarn; Gabriel Andreescu, Rumänien; Hubertus Knabe, Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Autor: Maximilian Grosser.

3. Von der Knochenflöte zum Schwirrholz-Musikarchäologen erforschen die Musikkultur der Steinzeit

Die Menschen fingen früh an zu musizieren. Bereits in der Steinzeit vor mehr als 36.000 Jahren stellten sie einfache Instrumente aus Knochen her. Archäologische Funde belegen das. Sie stammen aus einer Zeit, in der die Menschen im Gebiet des heutigen Europas Unterschlupf in Höhlen suchten, in der sie jagen gingen und Werkzeuge aus Feuerstein herstellten. Es waren harte Lebensbedingungen für die damaligen Menschen - und dennoch fanden sie bereits Zeit für Kultur. Mit Friederike Potengowski, Flötistin; Susanne Münzel, Archäologin, Universität Tübingen; Adje Both, Deutsches Archäologisches Institut, Berlin
Autor: Thomas Gith.

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