Gedanken für den Tag

26. Mai 2015, 06:56

Ich persönlich stelle mir die Hölle ja so vor: Die Hölle ist ein Baumarkt. Durch niemals endende, einander dünndarmartig verschlingende Gänge muss ich irren, um etwas zu suchen. Was ich suche, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass es das, was ich suche, gar nicht gibt. Wobei die besondere Perfidie darin besteht, dass sich Ewigkeit hier nicht durch ein Zuviel an Zeit definiert, sondern durch den Mangel an ihr. Es ist eine Minute vor Betriebsschluss, und zwar für immer, und unablässig mahnt eine Durchsage die werten Kunden, rasch zu den Kassen zu kommen.

Vor 750 Jahren - den genauen Tag weiß man, wie so oft bei großen Genies, nicht - kam Dante Alighieri zur Welt. Und zwar, wie es sich für ein Genie gehört, in Florenz. Dante kannte keine Baumärkte, aber er beschrieb die Hölle.

Obwohl Dante Zeit seines Lebens niemals durch Wortkargheit auffiel, schweigt er sich über seine sehr großräumige Familie aus. In seine Literatur hat es nur seine unglückliche Lebensliebe, die mehr an einen Engel denn an einen Menschen erinnernde Beatrice, geschafft. Wobei bis heute nicht klar ist, ob Beatrice eine real existierende, für ihn unerreichbare Frau war - oder doch nur ein verklärtes Idealbild in Tradition der Minnesänger und Troubadoure, die Dante so wichtig war.

Diese Beatrice wird später noch wichtig werden.

Dante hinterließ ein gigantisches Werk, eine Art Leistungsschau der Gelehrigkeit seiner Zeit, voll von Verweisen auf Geschichte, Theologie, Kunst und Philosophie, hoch poetisch und wortgewaltig. Wo er sein gewaltiges Wissen herhatte, ist ein wenig mysteriös - zu seiner Zeit gab es ja weder Neue Mittelschule noch Pisa-Test, dafür aber auch noch keinen Fritz Neugebauer. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Sendereihe

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Gestaltung

• Alexandra Mantler