Von Tag zu Tag

Das Schweigen brechen - 70 Jahre nach der Vertreibung der Sudetendeutschen. Gast: Niklas Perzi, Historiker am Zentrum für Migrationsforschung und am Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Moderation: Andreas Obrecht. Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79

Am 30. Mai 1945 und in den Tagen darauf kam es zum "Brünner Todesmarsch". Aufgrund ihrer Sprache und des Vorwurfs der Kollektivschuld wurden 20.000 Deutsche vertrieben, ein Zehntel von ihnen fand dabei den Tod. Vor einigen Tagen hat die Stadtgemeinde Brünn in einer "Erklärung der Versöhnung und der Zukunft" die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung bedauert und dem Wunsch Ausdruck verliehen, das ehemaliges Unrecht verziehen werden kann. Zudem unterstützt die Stadt Brünn einen Gedenkmarsch, der am 30. Mai stattfinden wird.

Dieser wichtige Schritt zur Annäherung erinnert an das letzte Kapitel des Zusammenlebens zwischen Tschechen und Deutschen in Böhmischen Ländern. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der NS-Diktatur wurden mehr als 3 Millionen Menschen gewaltsam in die Flucht geschlagen; 360.000 von ihnen kamen zwischen 1945 und 1946 nach Österreich, rund 114.000 blieben. Der Historiker Niklas Perzi beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit, die weit in eine Gegenwart hineinreicht, in der ethnische Vertreibungen in anderen Weltgegenden nach wie vor an der Tagesordnung stehen.

Niklas Perzi ist zu Gast bei Andreas Obrecht.

Service

Veranstaltungshinweis:
Aktuelle Ausstellung: "Langsam ist es besser geworden." Vertriebene erzählen vom Wegmüssen, Ankommen und Dableiben. Vom 20. Mai bis 26. August 2015 im Österreichischen Museum für Alltagsgeschichte, Neupölla

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