Gedanken für den Tag

2. Juni 2015, 06:56

Das tägliche Brot in Äthiopien wird Injera genannt. Dieses Fladenbrot wird aus Mehl einer Hirsepflanze bereitet: Teff. Teff ist nicht nur das Hauptnahrungsmittel der Äthiopier, es gilt als Lebensspender mit Symbolkraft. Wenn Menschen in Äthiopien einander Freundschaft und Loyalität bezeugen wollen, dann wird die Gorsha-Zeremonie gefeiert. Während des Essens werden aus den Teff-Fladenbroten mit der rechten Hand Stücke gerissen und darin Pasten aus Gemüse und Fleischeintopf eingehüllt. Diese gefüllten Brotstücke bekommen die Gäste zum Essen gereicht, ja sie werden dem verehrten Gast sogar in den Mund geschoben. "Wir wollen mit Dir teilen, weil wir dich achten."

Reichhaltige Mahlzeiten sind in Äthiopien die Ausnahme. Gemüse gibt es selten, Fleisch noch seltener zu essen. Weil beides für sehr viele kaum leistbar ist.

Nicht zu hungern bedeutet in Äthiopien nicht automatisch sich vielfältig und vitaminreich ernähren zu können. Das trifft besonders auf arme Menschen in der Stadt, auf abertausende Gelegenheitsarbeiter und auf Kleinstbauern zu. Allerdings: Menschen, die am Land leben, haben eine größere Chance, der einseitigen Ernährung und ihren Folgen zu entkommen. Die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen", bei der ich seit vielen Jahren als Vorstand tätig bin, stellt nicht nur produktiveres Saatgut zur Verfügung und baut Brunnen, die Bauern lernen in Kursen auch neues Obst und Gemüse kennen und wie sie dieses anbauen müssen. Und in Kochkursen erfahren die Frauen, wie die neuen Nahrungsmittel zubereitet werden. So gelingt es immer mehr Bauern mit ihren Familien der Mangelernährung und dem Vitaminmangel zu entkommen, sich selbst zu versorgen und die geernteten Produkte zu verkaufen, sprich sich Ernährungssicherheit und Einkommen zu erarbeiten. Und das sind zwei ganz wesentliche Voraussetzungen für Gesundheit und Entwicklung.

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