Radiokolleg - Sätze statt Songs
Wenn Musiker/innen Romane schreiben
(1). Gestaltung: Hans Groiss
15. Juni 2015, 09:45
Musik und Sprachkunst sind seit jeher eng miteinander verbunden: Der Philosoph Platon stellte bereits im fünften Jahrhundert vor Christus fest: "Jedes Lied ist aus drei Bestandteilen zusammengesetzt: aus Wort, Tonart und Rhythmus". Eines der ältesten Zeugnisse der abendländischen Literatur ist die 300 Jahre zuvor in 24 Gesängen verfasste "Odyssee" des griechischen Dichters Homer. Bevor sie schriftlich als Epos entstand, wurde sie lange Zeit nur mündlich von Sängern überliefert. Gegenwärtig verfassen Musikerinnen und Musiker nicht nur fachspezifische Texte, wie sie bereits von Strauss oder Wagner bekannt sind, oder Popstars diktieren Ghostwritern ihre Autobiografie - nein: Musiker/innen schreiben Romane. Der Hamburger Jochen Distelmeyer beispielsweise debütiert mit der Pop-Odyssee "Otis", der Karikaturist und Experimentalmusiker Tex Rubinowitz gewinnt den Ingeborg Bachmann Preis, der Neo-Austropopper Ernst Molden spioniert in den Wiener Untiefen und Erika Pluhar ist schon seit Beginn der 1970er Jahre nicht nur als Schauspielerin und Sängerin bekannt. Und auch international wird verlegt, was Musiker/innen dichten: Leonard Cohen oder Patti Smith sind dafür zwei Beispiele.
Hans Groiss analysiert in der Musikviertelstunde, warum Musiker/innen immer öfter zur Romanfeder greifen.
Service
Literatur:
Gruber, Sabine M.: Chorprobe. Roman. Picus Verlag, Wien 2014. Zitat S. 103
Homer: Ilias - Odyssee. In der Übertragung von Johann Heinrich Voß. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 52010, Zitat: I. Gesang, S. 441
Joyce, James: Ulysses. Übersetzt von Hans Wollschläger. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996 (erste deutsche Ausgabe 1975, Originalausgabe: 1914, 1918.), Zitat S. 68f
Platon: Das Gastmahl. Übersetzt und herausgegeben von Thomas Paulsen. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2008, Zitat S. 51f
Platon: Der Staat. Zitiert nach: Ammon, Frieder von / Böhm, Elisabeth (Hg.): Texte zur Musikästhetik, Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart, 2011. Übersetzung von Karl Vretska, Reclam, Stuttgart 2000
Steinig, Wolfgang: Als die Wörter tanzen lernten. Spektrum Akademiescher Verlag, Elsevier GmbH, München, 2007
Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Marco Longhini
Titel: Il sol Qual or Piu Splende
Ausführende: Delitiae Musicae
Länge: 00:20 min
Label: NAXOS 2012
Untertitel: Willy Ullrich
Titel: Heut' Abend
Ausführende: F.M.P. Tanzorchester,
Ltg. Willy Ullrich und die Harmonies
Länge: 00:10 min
Komponist/Komponistin: Joseph Haydn
Titel: Die Schöpfung: Stimmt an die Saiten, ergreift die Leiern
Ausführende: Wiener Philharmoniker
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 00:10 min
Label: Apex 2007
Komponist/Komponistin: Domenico Scarlatti
Titel: Keyboad Sonata in D-minor
Solist/Solistin: Claire Huangci
Länge: 00:15 min
Label: Berlin Classics 2015
Komponist/Komponistin: Joseph Haydn
Titel: Die Schöpfung: Singt dem Herrn alle Stimmen
Ausführende: Wiener Philharmoniker
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 00:10 min
Label: Apex 2007