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Anblicke und Einsichten: Konstantin Wecker über seine neue CD "Ohne Warum"

"Ich bin Poet, ich bin Lyriker und Musiker - und ich singe für Leute mit der gleichen Sehnsucht wie ich."
Konstantin Wecker. Ein Dichter drückt seine Sehnsucht am schönsten mit seinen Liedern aus: "Ohne Warum" heißt Weckers neue CD, die ab heute erhältlich ist. Anfang August wird der Barde aus Bayern die neuen Lieder im Rahmen seiner ausgedehnten "40 Jahre Wahnsinn"-Tournee auch in Österreich vorstellen: auf der Burgarena Finkenstein, in Linz, in Graz sowie in Tulln.

Den Begriff "Sunder warumbe" - "ohne Warum" - prägte der deutsche Mystiker Meister Eckhardt. Der Philosoph des späten Mittelalters wies damit auf die Möglichkeit einer Existenz hin, die keine Begründung für ihr Dasein benötigt und die Frage nach dem Warum, dem Sinn des Lebens nicht stellt. Bekanntlich gilt dasselbe wunderbarerweise auch für die Kunst. Konstantin Wecker versteht seine neuen Lieder als ein Bekenntnis zu einer seltenen Fertigkeit: er ruft seine Zuhörerinnen auf, sich für einen Moment aus der Welt von Internet, Algorithmen und fremden Dividenden auszuklinken - und besagter Sehnsucht zu folgen, die zu uralten Geschichten und seltenen Melodien führt.

Aus einigen Zeilen spricht der Romantiker Novalis, und nach ihm ist auch ein Lied benannt. Andere Wecker-Texte sind inspiriert vom mittelalterlichen islamischen Dichter Dschalal ad-Din Muhammad Rumi, dessen Ideen nach Weckers Willen mit den Visionen des christlichen Mystiker Meister Eckhardt zusammenfließen.

"Meine marxistischen Freunde glauben seit langem, dass ich ein Rad abhabe" witzelte Konstantin Wecker gegenüber einem Interviewer, der auf die spirituellen Ambitionen des doch bekennenden Linken anspielte. Dabei ist Konstantin Wecker kirchenfern wie eh und je. Mystik und Gottsuche sind für Konstantin Wecker der Versuch, sich dem Schöpferischen an sich zu nähern. Dass er alles Klerikale grundsätzlich ablehnt, mindert nicht seine Sehnsucht nach dem Göttlichen.

Im Lauf seines 40 jährigen Bühnenlebens hat Konstantin Wecker also nicht zu einem herkömmlich verheißenen Gott, sondern zu sich selbst gefunden. Um dies zu verdeutlichen, erzählt er, wie er sich vor Jahrzehnten in sinistre Machenschaften und Drogendelikte verstrickte sowie Machoallüren pflegte, die sämtliche Feministinnen gegen ihn aufbrachten. Während dieser ganzen Zeit aber schrieb er wahrhaftige Liebesverse von seltener Schönheit. Seine Lieder, so Konstantin Wecker, wussten es immer schon besser als er selbst.

Heute sei er nicht mehr "auseinander", sagt Konstantin Wecker, sondern eins mit sich. Und das sei, als hätte man den Schlüssel zum Paradies gefunden - um es mystisch zu formulieren

Selbstredend ist Konstantin Wecker im Kern der Alte geblieben: er ruft immer noch auf zur Revolution, demonstriert gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen und sagt dem einen Prozent der Welt den Kampf an, das neunzig Prozent des globalen Kapitals besitzt und die Politik damit erpresst. Zeit also, dass der Willi wieder aufersteht. Aber nein, nicht nötig: Der Willi, der war ja gar nicht tot.- Gestaltung: Christa Eder

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"Ohne Warum" - die neue Studio-CD von Konstantin Wecker
erscheint am 19. Juni bei "Sturm & Klang"

40 Jahre Wahnsinn - Konstantin Wecker und Band, Live Termine 2015:
06.08. Finkenstein,Burgarena
07.08. Linz,Domplatz
08.08. Graz,Kasematten
09.08. Tulln,Donaubühne

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