Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

"Hallo Berlin - Freunde aus dem fernen Westen!"
Vom Ende der deutsch japanischen Kulturbeziehungen 1945. Gestaltung: Irene Suchy

Am 15. August 1945 erklingt Kaiser Hirohitos "diamantene" Stimme über das Radio, er hält seine Kapitulationsansprache. Am 2. September kapituliert Japan, der Zweite Weltkrieg, von Japan groß-ostasiatischer Krieg genannt, von den Alliierten Pazifischer Krieg, ist auch in Japan vorbei. Das Bündnis mit dem Deutschen Reich ist Geschichte, es bestand vor allem "im gegenseitigen Sich-Abgrenzen und in grenzenloser Eigensucht", "in der kompromisslosen Ablehnung aller Friedens- und Kapitulationsaufforderungen". Gemeinsamkeiten waren wenige: der militärische Ehrenkodex, das Übergelegenheitsgefühl und die brutale Juden- und Ausländerpolitik. Seit 1933 hatte das Deutsche Reich mit dem japanischen Kaiserreich kulturelle und andere Abkommen geschlossen. Das deutsche Reich sandte Dirigenten und Musiker nach Japan, unter die sich auch jüdische und andere verfolgte Kulturschaffende mischten; das machte Radioübertragungen zu Spießrutenläufen und die Politik der Deutschen Botschaft widersprüchlich. Japan widersetzte sich den Weisungen der deutschen Judenpolitik, es zog den Wissenserwerb durch deutsche Musiker vor. Deutsche Musiker sollten ihr Wissen der klassischen symphonischen Musik weitergeben, damit Japan möglichst schnell auf dem Feld der Symphonik und der Oper Stärke beweisen konnte. Japans Weltherrschaft sollte, wenn nicht anders möglich, auch durch die jüdischen Flüchtlinge kulturell besiegelt werden. Für die kulturelle Aufholjagd war jedes Mittel recht. Das machte Japan zu einem relativ sicheren Ort für jüdische Flüchtlinge oder andere Ausreisewillige, die auf dem Weg in die USA Japan wählten. Sie waren, jüdisch oder nicht, nur Geduldete. Japan ließ keine Zweifel an seiner Führungsrolle in den kulturellen Institutionen. Nach dem verlorenen Krieg wendet sich Japan vom Vorbild Deutschland ab, die verfolgten Ausgebürgerten werden jeglicher Restitution beraubt und fallen - ungeliebte Gäste in ihrem Heimatland - aus der Kulturgeschichtsschreibung.

Service

- Yuichi Kimura / Thomas Pekar (Hg.): Kulturkontakte

Szenen und Modelle in deutsch-japanischen Kontexten
(unter Mitarbeit von Mechthild Duppel-Takayama.

Transcript Edition Kulturwissenschaft. Band 43 Bielefeld 2015.

- Margret Mehl. Not by Love Alone. The Violin in Japan 1850-2010.
The Sound Book Press 2014.

Sendereihe