Radiokolleg - Lebenspumpe Herz

Zur Kulturgeschichte eines unverzichtbaren Organs (2). Gestaltung: Gerlinde Tamerl und Robert Weichinger

Das Herz ist der Antriebsmotor im menschlichen Körper und spielt eine lebenserhaltende Rolle. Ein vorhandener Herzschlag ist das erste und damit wichtigste sichtbare Lebenszeichen des Embryos im Mutterleib - Schlägt das Herz, beginnt das Leben. Es sorgt dafür, dass der Blutstrom stets in Bewegung bleibt und alle Organe gleichmäßig versorgt werden. In einer einzigen Minute wird das Blut durch den gesamten Körper gepumpt, auf diese Weise werden täglich bis zu 7.000 Liter bewegt. Sind die Herzkranzgefäße jedoch durch Fett oder Kalkablagerungen verengt, kann das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff genährt werden. Koronare Herzerkrankungen sind die Folge eines ungesunden Lebenswandels und - wie die Statistik zeigt - besonders häufig. Bleiben sie unerkannt kann dies zu Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen oder zu Herzinsuffizienz führen. Nachgewiesen ist, dass auch psychischer Dauerstress dem Herzen schadet. Das Herz rückt somit in den Fokus der Medizin: 1967 wurde in Kapstadt die erste Herztransplantation an einem Menschen vollführt, in Österreich erfolgte die erste Operation dieser Art im Oktober 1983 an der Universitätsklinik Innsbruck.

Das Herz ist aber nicht bloß ein Muskel aus Fleisch und Blut. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnet es als den "Joker der deutschen Dichtung". Zahlreiche Beispiele aus der Literaturgeschichte belegen, ohne der Metapher Herz gibt es keine Literatur. Das Herz ist nicht nur physiologisch unverzichtbar, es ist auch die Lebenspumpe der Literatur. Werke aus allen Epochen belegen dies: Ob bei den Dichtern des europäischen Mittelalters Dante oder Petrarca, ob bei Goethe oder Heine bis hin zur Dichtung der literarischen Moderne, das Organ der Empfindung ist eine unverzichtbare Metapher der Liebeslyrik. Das gebrochene Herz, einst ein nie versiegender Inspirationsbrunnen der Literatur, er ist neuerdings auch als "Broken Heart Syndrom" Gegenstand der Medizin.

Service

Ole Martin Hoystad: Kulturgeschichte des Herzens (Böhlau)

Julya Rabinowich: Herznovelle (Zsolnay)

Peter Stephan Jungk: Das elektrische Herz (Zsolnay)

Sendereihe