Gedanken für den Tag

von Josef Schultes, Bibelwissenschafter. "Syrien - Wiege der Religionen". Gestaltung: Alexandra Mantler

Ein Ernstfall der Politik. Auch Humanität und Religion sind herausgefordert. Weltweit, in den Tagen nach Paris. Am Prüfstand stehen Überzeugungen und Werte. Gewachsene Kulturen samt ihren Gütern aus alter Zeit. Ganz plastisch steht mir da ein Bild vor Augen, aus meinem geliebten Syrien.

Der Kaffee duftet. Geschirr und Bestecke klappern. Reichhaltig das Büffet, verlockend das frische Obst. "Sabah al-Kheir", begrüßt mich freundlich ein junger Mann vom Service, "guten Morgen" im Sands Hotel: Ich habe es für meine Reisegruppe gebucht, als ich zuletzt in Syrien war, vor sechs Jahren. Denn von seinem Restaurant aus, im obersten Stockwerk, gibt es "zum Frühstück" die schönste Aussicht auf die Palmen und die Ruinen. Im goldfarbenen Licht der aufgehenden Sonne.

Palmyra! Eine der faszinierendsten antiken Stätten der Welt. Die Oase von Tadmor, wie sie in Syrien und in der Bibel heißt. Auf halbem Weg zwischen den Flüssen Orontes und Eufrat gelegen, ein Knotenpunkt des Handels. Seit 1980 ist Palmyra UNESCO-Weltkulturerbe. Auf seiner Kolonnadenstraße - 11 m breit und gut 1 km lang - auf dieser Säulenstraße aufgefädelt wie monumentale Perlen: das Theater, das Tetrapylon, die Diokletiansthermen, der Nebo-Tempel. Schließlich an ihrem Ende das größte Bauwerk Palmyras, der Tempel des Bel. Im Symbol des Adlers ist er wie Jupiter dargestellt und als Herr des Himmels verehrt worden. Die Einweihung dieses Tempels ist genau datiert, nämlich am 6. April des Jahres 32 n.Chr. Es ist dies der Tag des babylonischen Neujahrsfestes, wo man den Weltenbeginn feierte.

Palmyra und Syrien: Das ist mehr als Krieg, Zerstörung und Flüchtlinge. Aleppo, Ebla, Qatna, Mari, Bosra - um nur einige weitere Glanzlichter Syriens zu nennen: Sie alle sind Zentren alter Kultur und hoher Zivilisation. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Land oft bereisen konnte, allein oder mit Gruppen. Insgesamt neun Mal habe ich Syrien erlebt, diese "Wiege der Religionen". Und seine Menschen in ihrer Heimat. Zuletzt vor sechs Jahren. Syrien und ich als Theologe: Meine Spiritualität ist seither weiter und mein Christ-Sein anders, tiefer geworden.

Heute Abend werden die Adventkränze gesegnet: hoffnungsvolles Grün. Die 1. Adventkerze wird entzündet: hoffnungsvolles Licht. Wird er kommen, der Frieden? Hoffnungsvolles Wort. Alles beginnt mit der Sehnsucht. Salam as-s?riyya. Frieden für Syrien.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Anonym
Album: SYRIEN - MUSIK DER TANZENDEN DERWISCHE AUS DAMASKUS
Titel: Antiker "bashraf" ( Masmudi kabir 8/4 )
Gesamttitel: Nawba ( Geistliche Suite ) aus der Ummayad Moschee ( Große Moschee von Damaskus )
Ausführende: Ensemble al - Kindi /Instrumental
Länge: 02:00 min
Label: Ethnic B 6813

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