Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Organische Photovoltaik
2. 120 Jahre Grabungen in Ephesos
3. "Filosefardismo" in Spanien
4. Die Arbeits- und Lebensbedingungen kalabrischer Erntearbeiter

Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

1. Organische Photovoltaik

Flexibel, transparent, dünn und leicht. Auch so können Solarzellen sein, wenn sie aus organischen Materialien gebaut werden. Ein gutes Dutzend Firmen weltweit bietet mittlerweile organische Photovoltaik an. Deutsche Entwickler haben sich vor kurzem in einer von der EU geförderten Ausstellung exzellenter europäischer Technologieprojekte in Lissabon präsentiert. In einem ersten Schritt scheinen die organischen Sonnenstromerzeuger vor allem ein Material für Großbauten und für Architekten zu werden. Mit Hermann Issa, Belectric OPV. Autor: Franz Zeller.

2. 120 Jahre Grabungen in Ephesos: Schwerpunkt Bio-Geo-Archäologie

Vor 120 Jahren begannen die Grabungen in Ephesos, die bis heute fortgesetzt werden, ein Renommierprojekt österreichischer Mittelmeerprojekt, das vom drei Jahre später gegründeten archäologischen Institut durchgeführt wurden. Diese geschichtsträchtige wissenschaftliche Institution wird mit Beginn des nächsten Jahres in die Österreichische Akademie der Wissenschaften eingegliedert. Als Forschungseinrichtung ist es dort weitaus besser aufgehoben als in der Verwaltungseinheit eines Ministeriums, sagt die Direktorin Sabine Ladstätter. Bei einer Veranstaltung zum 120 Jahre Ephesos-Grabung nannte sie im Gespräch mit Ilse Huber, dass in der Archäologie biogeologische Forschungen mindestens ebenso große Aufmerksamkeit erhalten als die eigentlichen Freilegungsarbeiten. Mit Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreichischen Archäologischen Institutes. Autorin: Ilse Huber.

3. Das andere Gesicht des Antisemitismus: "Filosefardismo" in Spanien

Die Sefarden sind Juden, die mehr als tausend Jahre auf der iberischen Halbinsel beheimatet waren. Doch 1492 sind sie gezwungen, diese Heimat zu verlassen: Die katholischen Monarchen Ferdinand und Isabella erlassen das sogenannte "Alhambra-Edikt". Nach dem Zusammenschluss ihrer Königreiche Kastilien und Aragon sollen nur noch Anhänger des Christentums innerhalb ihrer Grenzen leben. Die Sefarden werden gezwungen zu konvertieren oder das Land zu verlassen. 400 Jahre später, in denen sich keine Juden in Spanien niedergelassen haben, entwickeln die Eliten des Landes plötzlich eine pro-jüdische Haltung: den "Filosefardismo". Diese oberflächlich tolerante Haltung dominiert die historische Aufarbeitung des Antisemitismus bis heute. Welche Folgen das für die Erinnerungskultur in Spanien hat, wurde zu Beginn dieser Woche bei der Simon Wiesenthal Konferenz in Wien diskutiert, die sich mit "Modernen Antisemitismen an den Peripherien" befasst hat. Mit Natan Sznaider, Soziologe, Academic College of Tel Aviv-Yaffo, Alfons Aragoneses, Rechtshistoriker, Universitat Pompeu Fabra Barcelona. Autorin: Marlene Nowotny.

4. Bittere Orangen - Die Arbeits- und Lebensbedingungen kalabrischer Erntearbeiter: Billigjobs oder moderne Sklaverei

Mit Krampus und Nikolaus begann früher traditionellerweise die Orangensaison. Kaum ein Kind, das nicht an diesem Tag leuchtend orange, saftig-vitaminreiche Früchte erhalten hätte. Das ist auch jetzt nicht so viel anderes, denn um diese Zeit beginnt ja in Südeuropa so richtig die Orangenernte. Wie in Kalabrien. Rosarno - übrigens ein Zentrum der kalabresischen Variante des italienischen organisierten Verbrechens N'drangheta, die die Wirtschaft der Region bestimmt - ist eine Kleinstadt, die seit jeher vom Anbau von Zitrusfrüchten lebt. Von Oktober bis März werden die Früchte geerntet. Am Weltmarkt bringt ein Kilo Orangen nur wenige Cent. Um diesem Preiskampf standzuhalten beschäftigen die Orangenbauern migrantische Erntearbeiter. Der Kulturanthropologe Gilles Reckinger von der Universität Innsbruck reist seit drei Jahren regelmäßig nach Rosarno. In seinen ethnographischen Arbeiten dokumentiert er die wirtschaftliche Ausbeutung und die menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Erntearbeiter. Mit Gilles Reckinger Kulturanthropologe, Universität Innsbruck. Autorin: Juliane Nagiller.

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