Radiokolleg - Die Macht der Gewohnheit
Orientierungspunkte im Alltag (1). Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek
21. Dezember 2015, 09:05
Sitten und Gebräuche regulieren unser Zusammenleben. Adventkränze stimmen uns auf das Weihnachtsfest ein. Und dass jede Woche eine Kerze zusätzlich entzündet wird, schafft auch Gemeinschaftsgefühl. Mit Gewohnheiten strukturieren wir aber auch unseren Tagesablauf, sie schaffen Sicherheit. Vom morgendlichen Zähneputzen bis zum Wecker-Stellen vor dem Zu-Bett-Gehen: Forschungen haben gezeigt, dass 30 bis 50 Prozent der alltäglichen Handlungen sich stereotyp wiederholen. Das spart Zeit und ist effizient. Denn eingeübte Verhaltensweisen können präzise und schnell ausgeführt werden, dort liegt der Fokus der Wahrnehmung. Andere Reize werden ausgeblendet. Neurobiologisch gesehen basiert das menschliche Gedächtnis auf der Wiederholung gleicher Abläufe. Unser Gehirn kann aber nicht die guten von den schlechten Gewohnheiten unterscheiden. Die Joggingrunde vor der Arbeit erhöht das Wohlbefinden. Die morgendliche Zigarette schadet der Gesundheit. Beide Gewohnheiten werden mit Endorphinen belohnt. Wie lassen sich nun schlechte Gewohnheiten ändern? Um mit Gewohnheiten zu brechen, muss man das Umfeld verändern. Gemeinschaftsgefühl und sozialer Druck zeigen sonst verstärkende Wirkung. Wer sein Verhalten ändern will, muss darum die Rahmenbedingungen neu gestalten. Und wer dabei erfolgreich sein möchte, sollte den Weg der kleinen Schritte einschlagen. Denn was sich über Jahre hinweg eingeübt hat, lässt sich nicht von heute auf morgen ändern.
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Literatur
Arnd Florack, "Psychologie der Markenführung", Vahlen Verlag 2007
Martin Hartmann, "Die Kreativität der Gewohnheit", Campus Verlag 2003
Eugen Herrigel, "Zen in der Kunst des Bogenschießens", Fischer Verlag 2005
Martin Korte, "Wie Kinder heute lernen. Was die Wissenschaft über das kindliche Gehirn weiß." Goldmann, München 2011
Gerhard Roth, "Aus Sicht des Gehirns", Suhrkamp 2003
Gerhard Roth, "Denken, Fühlen, Handeln: Wie das Gehirn unser Verhalten steuert", Suhrkamp 2003
Gerhard Roth, "Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern." Klett-Cotta Verlag 2013
Gerti Senger, "Die Beziehungsmaschine. Gebrauchsanweisung für Frauen und Männer. Heilen statt reparieren." Amalthea Verlag 2008
David Schnarch, "Intimität und Verlangen. Sexuelle Leidenschaft in dauerhaften Beziehungen." Klett-Cotta 2015
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