Zeit-Ton

26. Jänner 2016, 23:03

Alle, die leicht seekrank werden, seien gewarnt: "Anamorph II (Fake: a Suite)" von Gerhard E. Winkler fühlt sich an wie eine Hochschaubahnfahrt durch unterschiedlichste musikalische Stile, Ebenen und Perspektiven. Der Salzburger Komponist navigiert in dieser beim Festival Wien Modern uraufgeführten Werk-Version hochvirtuos zwischen verschiedenen musikalischen Welten. "Metakomposition" nennt Winkler das Prinzip, das diesem ruckartigen Pendeln zwischen "gefälschtem" Wienerlied und Hochromantik, Orchesterpathos und Geräuschwelten zu Grunde liegt.

"Metakomposition" ist ein Begriff, den Winkler für sich in den 1980er-Jahren entwickelt hat und zu dessen Ansätzen er jetzt wieder zurückkehrt: "Im Augenblick der Aufführung zeigt sich alles in seiner radikalen Gegenwärtigkeit und muss sich immer wieder aufs Neue dieser Gegenwärtigkeit stellen. Es gibt keinen (und schon gar nicht eurozentristischen) 'Kanon' mehr, sondern lediglich einen Perspektivismus, der von einem je subjektiven Standpunkt her erschlossen werden muss."

Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien spielte am 9. November 2015 die Uraufführung der vollständigen Version von "Anamorph II (Fake: a Suite)" im Rahmen von Wien Modern.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton

Gestaltung

• Rainer Elstner

Übersicht

• RSO in Ö1