Tonspuren

"Als ob mein Körper ein einziges Lächeln wäre." Eine Hommage zum 120. Geburtstag des Schweizer Dichters Friedrich Glauser. Feature von Stefan Weber

"Ce n'est pas très beau." Das ist nicht sehr schön, notiert er 1937 unter dem selbstverfassten Lebenslauf, der von Rausschmissen aus Schulen, abgebrochenem Studium und früher Morphiumsucht erzählt, von Straftaten und Fluchten berichtet, von zwei Jahren Fremdenlegion in Nordafrika und Tellerwäscherei in Paris. Und die immer wiederkehrende Drogensucht und die unzähligen Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken. "Ce n'est pas très beau." Ein Jahr später, am 8. Dezember 1938 ist er tot.
Geblieben ist der breiten Öffentlichkeit vor allem seine Figur des "Wachtmeister Studer". Das ideale, behäbige und gerechte Menschenbild im Dienste der Polizei machte ihn zum berühmten Erfinder des Schweizer Kriminalromans.

Friedrich Glauser wird am 4. Februar 1896 in Wien als Sohn einer Österreicherin und eines Schweizers geboren. Er ist vier Jahre alt, als die Mutter stirbt und er den Boden unter den Füßen verliert. Vom strengen Vater zur Erziehung nach Genf und Zürich abgeschoben und von ihm entmündigt, sieht Glauser keine andere Möglichkeit, als das Abhauen und Verduften auch zum dichterischen Lebensmotiv zu machen. "Es riecht nach Fäulnis, nicht nur das was ich getan habe, sondern meine ganze Erziehung. Ich ziehe es vor, weiterhin in freier Luft zu atmen, wie es mir entspricht. In einer Luft, die nicht vergiftet ist." 1916 schliesst er sich in Zürich der Dada-Bewegung um Hugo Ball an und schreibt zunächst ungelenke Lyrik, dann recht erfolgreich Feuilletons und Fortsetzungsromane für verschiedene Zeitungen. Als literarische Quelle dient ihm vornehmlich sein verkanntes und verpöntes Leben, dem er immer wieder selbst ein Ende setzen will.

Sendereihe

Gestaltung

  • Stefan Weber