Praxis - Religion und Gesellschaft

1. (K)eine Frau zum Heiraten? - Frauenbilder der Flüchtlinge
2. Die Folgen von Köln - Wertediskussion im Islam
3. Für eine Ent-Ideologisierung der Flüchtlingsdebatte
4. Afghanistans Frauen für ein Ende der Gewalt


1. (K)eine Frau zum Heiraten? - Frauenbilder der Flüchtlinge

Die sexuellen Übergriffe zahlreicher Männer in der Silvesternacht in Köln haben wochenlange Debatten nach sich gezogen. Augenzeugen und Opfer haben ausgesagt, die Täter seien dem Aussehen nach größtenteils nordafrikanischer oder arabischer Herkunft gewesen. Auch Flüchtlinge, Asylwerber sollen unter ihnen gewesen sein. Die Wogen sind daraufhin hoch gegangen. Immer noch, mehr als vier Wochen nach den Gewalttaten, hallen die vielen Stimmen nach. Und gerade in den Tagen vor dem Höhepunkt des Karnevals und des Faschings ist die Anspannung, vor allem in deutschen Städten, hoch.
Welche Rollenbilder haben die Menschen geprägt, die nach Österreich flüchten? Inwiefern sind sie im Islam verwurzelt? Sind sie kompatibel mit den viel zitierten "westlichen Werten"? Kerstin Tretina hat mit Feministinnen, Religionswissenschaftlerinnen, Soziologen, Flüchtlingsbetreuerinnen und nicht zuletzt Flüchtlingen über die Frage gesprochen: Welche Frauenbilder bringen Flüchtlinge eigentlich mit? - Gestaltung: Kerstin Tretina


2. Die Folgen von Köln - Wertediskussion im Islam

Wie sollen Menschen, die als Flüchtlinge hierher kommen, durchschauen, wie diese Gesellschaft tickt?, fragt die Frauenrechtsexpertin Lilian Hofmeister. Denn auch in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft gäbe es Defizite in der Umsetzung der Menschenrechte im Alltag. Dazu kommt: Die Wertevermittlung sei ein langwieriger, aber notwendiger Prozess - in Kindergärten und Schulen solle er stattfinden, aber auch am Arbeitsplatz oder in Moscheen, so der Soziologe und Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide. In isolierten Massenunterkünften sei ein gelungener Integrationsprozess nämlich nicht zu bewerkstelligen.
Um Werte und Frauenrechte vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise ging es auch bei einer Podiumsdiskussion, die am Montag (1. Februar) im Außenministerium in Wien stattgefunden hat. Die massiven Übergriffe gegen Frauen haben eine intensive Diskussion über Zuwanderer und Asylwerber, über Werte und Zusammenleben in Europa losgetreten. - Gestaltung: Wolfgang Slapansky


3. Für eine Ent-Ideologisierung der Flüchtlingsdebatte

Für eine Ent-Ideologisierung plädiert der Jesuit Peter Balleis. Er war lange Jahre internationaler Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes und hat reiche Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen. Balleis lehnt Obergrenzen strikt ab - denn was solle geschehen, wenn die erreicht sind und weitere Menschen an den Grenzen stehen?
Aber er weiß auch genau, dass die Kapazitäten begrenzt sind, dass irgendwann kein Raum mehr da ist für Unterkünfte und dass Ehrenamtliche früher oder später an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen. Die Organisation der Jesuiten betreut rund 450.000 Flüchtlinge, Binnenflüchtlinge und Asylbewerber in mehr als 50 Ländern. - Gestaltung: Brigitte Krautgartner


4. Afghanistans Frauen für ein Ende der Gewalt

Afghanistan ist eines der Länder, aus denen Menschen nach Europa flüchten. Erst vergangenen Montag (1. Februar) haben die radikal-islamischen Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul wieder einen Selbstmordanschlag verübt. Dennoch soll es bald einen neuen Versuch zu Friedensgesprächen geben. Ob die Taliban daran teilnehmen werden, ist noch nicht klar. Frauenorganisationen in Afghanistan fordern nun, dass ihre Rechte geschützt werden, falls die Taliban am politischen Prozess beteiligt werden, sich die Situation zumindest nicht noch weiter verschlechtert. Denn in Afghanistan gibt es zwar ein Gesetz, das Gewalt gegen Frauen verhindern soll, im Alltag aber wenig Konsequenzen hat. - Gestaltung: Lise Abid


Moderation: Alexandra Mantler

Service

Jesuit Refugee Service

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