Radiogeschichten

Ex libris-Nachlese. Gestaltung: Peter Zimmermann
Doron Rabinovici, Natan Sznaider: "Herzl reloaded" (Suhrkamp Verlag)
Es liest Detlev Eckstein.

Theodor Herzl, 1860 in Pest geboren, Doktor der Rechte, war im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts Redakteur der Neuen Freien Presse und ein bekannter Autor von Boulevardstücken. 1891 übersiedelte er als Korrespondent nach Paris und berichtete unter anderem über den Prozess gegen den aus dem Elsass stammenden jüdischen Offizier Alfred Dreyfus. Dieser Prozess, in dem Dreyfus mittels gefälschter Beweise wegen Landesverrats schuldig gesprochen wurde, war zum damaligen Zeitpunkt der Gipfel des politischen Antisemitismus in Europa.

Emile Zola führte einen publizistischen Kampf gegen die Justiz, das Militär, die Regierung, einen Kampf, der ihn schließlich das Leben kostete. Sein Tod aufgrund einer Kohlenmonoxidvergiftung im Jahr 1902 war möglicherweise Mord, aufgeklärt wurde der Fall nie. Theodor Herzl jedenfalls wurde durch die Pariser Ereignisse politisiert. Fortan galt sein Bestreben der Lösung der Judenfrage, wie er es selbst nannte. Das heißt: wenn Assimilation nichts nützt, wenn Antisemitismus durch das friedliche Zusammenleben von Christen und Juden nicht aus der Welt zu schaffen ist, müssen Juden einen eigenen Staat gründen. Diesen so genannten Judenstaat entwarf Herzl literarisch, z.B. in seinem Roman "Altneuland". Ihm war aber klar, dass der Fiktion die Tat folgen musste, und so organisierte er 1897 den ersten zionistischen Weltkongress und versuchte in der Folge in ganz Europa Geldgeber zu finden, die Siedlerprojekte in Palästina unterstützten. Wohlgemerkt: es ging nicht um Landraub, sondern um Landkauf. Theodor Herzl starb bereits 1904, 44jährig, als ein Staat Israel noch in weiter Ferne lag. Der Höhepunkt des politischen Antisemitismus allerdings auch.

Der Wiener Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici und der Israelische Soziologe Natan Sznaider haben in ihrem Buch "Herzl reloaded" den Gründungsvater des Zionismus zum Leben erweckt und mit ihm via E-Mail - fiktiv natürlich - über Visionen und Realität diskutiert.

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  • Peter Zimmermann