Zeit-Ton

14. März 2016, 23:08

Der 1974 verstorbene US-amerikanische Komponist Harry Partch stand 2015 mit einem großen Werk im Zentrum der "Klangspuren" in Schwaz: "And on the Seventh Day Petals Fell in Petaluma" (1963-66), ein rund vierzigminütiges Konvolut aus Duos, Trios und einigen größer besetzten Abschnitten, basiert auf einem 43-stufigen Tonsystem, durch das die Oktave einer differenzierteren Unterteilung unterworfen wird als bei der herkömmlichen gleichstufigen Stimmung. Um das Stück realisieren zu können, hatte Partch auf einer Hühnerfarm in der kalifornischen Goldgräberstadt Petaluma spezielle Instrumente konstruiert. Das Ensemble "musikFabrik", das dieses teilweise bizarre Instrumentarium für die Wiederaufführung von Partch' Musiktheater "Delusion of the Fury" bei der Ruhrtriennale nachbauen ließ, regte auch zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten an, mikrotonale Werke für die Partch-Instrumente zu schaffen. Eines davon, Klaus Langs "Frenhofer's Foot", war bereits vergangenen Herbst in "Zeit Ton" zu hören, doch ein anderes ist nicht minder interessant: Simon Steen-Andersens "Korpus" beschränkt sich auf drei der insgesamt über vierzig Partch-Instrumente: ein mit 43 Tasten je Oktave ausgestattetes Harmonium, ein Riesenmarimbaphon und den Blasebalg "Bloboy". Dennoch erzielt der dänische Komponist eine Fülle verschiedener Klangfarben, weil emsige Helfer die Instrumente umkreisen, um aus deren Schwingungen mit zusätzlich darauf gelegten Perkussionsinstrumenten neue Klangeffekte zu generieren. Eine humorvoll de-konstruktivistische Verbeugung vor Partch.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton