Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Das Tier in uns. Sind Transplantationen von Schweineorganen die Zukunft?
Eine Sendung von Daphne Hruby
15. März 2016, 19:05
Die Wartelisten für Organspenden sind lang. Hierzulande hoffen derzeit etwa 920 Personen auf eine baldige Transplantation. Immer noch sterben Menschen, weil für sie kein passendes Organ gefunden wurde. Aber auch der illegale Handel mit Nieren, Lebern und ähnlichem hinterlässt eine blutige Spur. Der Bedarf wird weltweit mit jedem Jahr größer. Um ihn befriedigen und weitere Leben retten zu können, erforschen Wissenschafter/innen zunehmend alternative Möglichkeiten. Eine Option stellt die Transplantation von tierischen Organen in den Menschen dar, genannt Xenotransplantation. Die ersten seriösen Versuche der Xenotransplantation fanden in den 1960er-Jahren statt. Zunächst griffen die Mediziner auf Primatenorgane zurück, weil uns Menschenaffen genetisch am ähnlichsten sind. Allerdings erwiesen sich die transplantierten Organe als zu klein und leistungsschwach. Heute liegt die Hoffnung der Xenotransplantation bei den Schweinen. Aber auch hier sind noch zahlreiche Risiken zu beseitigen. Als großes Problem haben sich artenspezifische für den Menschen pathogene Viren, sowie die Endogenen Retroviren bei Schweinen (PERV) erwiesen. Sie unterscheiden sich erheblich von den menschlichen und können zu schweren Krankheiten und Abstoßungsreaktionen führen. Dem amerikanischen Genetiker George Church ist es kürzlich gelungen 62 dieser Retroviren herauszuschneiden. Dies wird von einigen als Durchbruch für die Xenotransplantation gefeiert. Church plant in einem nächsten Schritt gentechnisch modifizierte Schweine zur Herstellung von Organen zu züchten. Neben den medizinischen, gibt es aber auch diverse ethische Herausforderungen zu bewältigen. Ein großer Teil der Weltbevölkerung betrachtet aus religiöser Überzeugung Schweine als unrein. Auch die Frage einer Zwei-Klassen-Medizin darf hier gestellt werden. Sind menschliche Organe künftig finanzstarken Patienten vorbehalten, während andere mit Schweineherzen Vorlieb nehmen müssen? Zu fragen ist auch, welche medizinischen, sowie gesellschaftlichen Konsequenzen hat es, verstärkt in die Genetik einzugreifen?