Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Petersburg, Petrograd, Leningrad
Einer neuer Blick auf die russische Metropole
Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Paris, Wien, Berlin: Diese drei Städte stehen gewöhnlich für die Geburt der Moderne in Europa. Doch Osteuropahistoriker wie Karl Schlögel merken an: Es fehlt ein vierter Ort: St. Petersburg, wie die Stadt bis 1914 hieß. Zehn Jahre lang trug sie dann den Namen Petrograd, bevor sie nach dem Tod Lenins 1924 in Leningrad umbenannt wurde. Karl Schlögel, selbst Verfasser eines Standardwerks über St. Petersburg, verweist auf Friedrich Nietzsche, der einmal bemerkte: Wer wissen wolle, was in Europa vor sich gehe, müsse hören, was in Sankt Petersburg geschieht. Selten hat eine Stadt binnen weniger Jahrzehnte eine so radikale Transformation erlebt. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts entwarfen Utopisten hier ein neues Russland, Künstler suchten nach einem neuen Ausdruck für die Zeit, Unternehmer und Bankiers banden Sankt Petersburg enger an die europäische Wirtschaft an. Dann folgten Krieg, Revolution und die Stalin-Ära. Moskau wurde zur Hauptstadt der neuen Sowjetunion. Wissenschafter/innen interessieren sich für diese Geschichte auch aus aktuellem Anlass. Nach dem Ende der Sowjetunion und im Hinblick auf den 100. Jahrestag der Russischen Revolution wird das Erbe der Petersburger Moderne vielerorts neu reflektiert.

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