Nachtquartier

18. Mai 2016, 00:05

Die meisten Menschen haben bereits unzählige Biografien gelesen oder gesehen, die wenigsten können beurteilen, ob und wie sehr das darin gezeichnete Bild der Wirklichkeit entspricht. Wer fragt sich das schon, abgesehen von Fachleuten und eingefleischten Fans? Aber das Bild, der Eindruck, die Geschichte, die in der Biografie erzählt wird, die prägt sich ungeachtet dessen in unser Gedächtnis ein und wird Teil unseres Bildes über diese Person.

Welche Ansichten verfolgen die Biograf_innen selbst? Wie gehen sie mit Quellen um? Wie interpretieren sie das Material, das sie haben? Welche Aspekte stellen Sie in den Vordegrund?
Die interessantesten Fragen und Forschungsarbeiten entstehen aus einem gewissen Unbehagen heraus, findet Caitríona Ní Dhúill. Der Biografie gegenüber und ihrem Anspruch, sich der sogenannten Wahrheit einer Person und eines Lebens zu nähern, verspürte sie dieses inspirierende Unbehagen. Seit 2010 konzentriert sich die aus Irland stammende Germanistin und Gendertheoretikerin Ní Dhúill auf die Biografieforschung. Noch in diesem Jahr erscheint ihr Werk "Metabiography: Reflecting on Biography".

Ein zweiter Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit beschäftigt sich mit Utopien in literarischen Werken und ihrem Vergleich zur Realität, in der die jeweiligen Schriftsteller_innen lebten. Konkret geht es um sexuelle Utopien und Utopien veränderter Geschlechterrollen. Welche sexuellen Befreiungsfantasien, welche fantastischen Geschlechterrollen entwarfen Schriftsteller_innen in ihrer Literatur? Was hat sich davon bewahrheitet, worüber würden wir heute lachen, was ist gleich geblieben?

Über solche und andere Fragen spricht Kristin Gruber mit Caitríona Ní Dhúill und unseren Hörer_innen. Und vielleicht auch darüber, dass Ní Dhúill nicht nur derzeit Käthe-Leichter-Gastprofessorin an der Universität Wien ist, sondern auch Musikwissenschaftlerin, Klavierlehrerin, Komponistin und Chorsängern.

Rufen Sie an, reden Sie mit unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie uns per Mail an nachtquartier@orf.at.

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