Radiokolleg - Wie das Silicon Valley den Journalismus antreibt

Innovation und Integrität (1).
Gestaltung: Tanja Malle

Das soziale Netzwerk Facebook wirbt Journalistinnen und Journalisten von etablierten Medienunternehmen ab. Der Kurznachrichtendienst Twitter will eine eigene Redaktion gründen, die Tweets der Nutzerinnen und Nutzer kuratiert und Dossiers zu beachtenswerten Ereignissen zusammenstellt. Und YouTube, der Online-Videodienst, hat unterdessen einen eigenen Kanal für - zuvor überprüfte - Videos von Augenzeug/innen gegründet.

Der Journalismus und das Silicon Valley rücken einander näher. Die Beziehung ist jedoch von Skepsis und Misstrauen geprägt. Das verdeutlicht unter anderem das schwierige Verhältnis zwischen Google und deutschsprachigen Verlagen, die anprangern, dass die Suchmaschine einige Zeilen ihrer Beiträge vorab anzeigt und das Leistungsschutzrecht verletze, solange es die Verlage nicht für die Verwendung der Textsegmente bezahle. Google hingegen argumentiert, dass es die Nutzerinnen und Nutzer auf die Websites der Verlage leite und den Pressehäusern damit zu mehr Aufmerksamkeit und Werbeeinnahmen verhelfe. Seit kurzem ist die Beziehung zwischen Google und Medienunternehmen jedenfalls um einen Aspekt reicher geworden: Mit der Digital News Initiative unterstützt das US-Unternehmen innovative journalistische Projekte in mehr als 20 Ländern mit insgesamt 27 Millionen Euro und wird so vom Feind zum Freund. In Österreich unterstützt Google beispielsweise das Projekt "De-Escalation-Bot" von derstandard.at. Das Ziel ist, eine spezielle Software zu entwickeln, die Eskalation in den Online-Foren reduziert, persönliche Angriffe und Beschimpfungen abfängt und so die Diskussionsqualität erhöht.

Wie aber beeinflussen die Unternehmen des Silicon Valley und deren Ideen bzw. deren Ideologie die Entwicklung des Journalismus und dessen Integrität? Ist es nicht problematisch, wenn Medienhäuser ihre Artikel auf Facebook veröffentlichen, ihr Produkt aus der Hand geben und Facebook somit vollen Einblick das Nutzungsverhalten der Leserinnen und Leser erhält? Was bedeutet es, wenn sich Medienhäuser auf die Überprüfung von Augenzeug/innen-Videos durch Dritte verlassen? Warum sind Medien und Journalismus für die technischen und finanziellen Supermächte von der kalifornischen Küste überhaupt von Interesse? Und: Ist der Vorwurf, in den etablierten europäischen Medienhäusern grassiere "Eurotechnopanic" berechtigt? Das "Radiokolleg" geht diesen Entwicklungen und Fragen beim International Journalism Festival in Perugia nach, wo sich Jahr für Jahr Journalist/innen, Medienmanager/innen und Kommunikationswissenschafter/innen treffen.

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