Menschenbilder
"Nur die Mittel heiligen den Zweck" - Der Künstler und Kunsttheoretiker Bazon Brock. Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg
29. Mai 2016, 14:05
"Der Tod muss abgeschafft werden, diese verdammte Schweinerei muss aufhören. Wer ein Wort des Trostes spricht, ist ein Verräter. Bazon Brock". Wie ein Warnschild vor "Hochspannung" sind diese Sätze auf einem Blechschild - schwarz auf gelbem Grund - in den Hackeschen Höfen in Berlin zu lesen.
Bazon Brock ist Kulturvermittler, Theoretiker und genauso Praktiker der Kunst - der am 2. Juni 1936 als Jürgen Johannes Hermann Brock in Stolp in Pommern Geborene machte Happenings mit Friedensreich Hundertwasser, Joseph Beuys und Wolf Vostell.
Für seine Lehrtätigkeit entwickelte er die Methode des "action-teachings", für die Documenta richtete er eine "Besucherschule" ein. Die Gabe des fast ununterbrochenen Sprechens brachte ihm seinen Vornamen: Der Lateinlehrer gab ihm das griechische Wort "Bazon" - "Schwätzer" - als Spitznamen.
Bazon Brock lehrte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Bergischen Universität im Wuppertal, stolz verweist er auf die große Zahl seiner Studierenden, die an Universitäten oder in der Kunst Karriere gemacht haben.
Seinen "Lustmarsch durch das Theoriegelände" (Buchtitel) macht er mit nicht endender Begeisterung und auf äußerst praxisorientierte Art und Weise, er findet auf Anhieb Worte, die andere lang suchen müssen, und weiß auch ganz persönlich, dass die "Schweinerei Tod" zu akzeptieren ist.
Brocks Familie wurde aus Pommern vertrieben, er und seine Familie wurden in einem dänischen Lager für deutsche Ostflüchtlinge, in dem menschenverachtende Bedingungen herrschten, zwei Jahre lang interniert. Irgendwo in einem Wald wurde bei der Flucht ein großes wertvolles Silberbesteck vergraben. Einige Besteckteile hatte sein kleiner Bruder mitgenommen. Das Besteck galt als verloren. Als es nach Jahrzehnten doch gefunden wurde, fuhr Bazon Brock mit den mitgenommenen Besteckteilen zum Fundort und "begrub" auch die.
Eine Sendung zum 80. Geburtstag des vielfach Begabten.