Menschenbilder

"Sehen, hören, fragen" - der Schweizer Maler und Bildhauer Gottfried Honegger. Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

99 Jahre wäre er an diesem Sonntag geworden, der Schweizer Künstler Gottfried Honegger - und wäre er im vergangenen Jänner nicht gestürzt, vielleicht hätte er nächstes Jahr seinen Hunderter feiern können.

Honegger war ein kompromissloser Künstler, bezeichnete Künstlerkollegen, wenn es ihm nötig schien, auch als "Schmarotzer" und kämpfte gegen den regionalen Kulturverfall an. Seit 1999 war der ewige "zornige junge Mann" Mitglied der französischen Ehrenlegion.

"Sehen, hören, fragen" diese drei Begriffe hat sein Lehrer Ernst Georg Rüegg dem jungen Gottfried Honegger in der Kunstgewerbeschule Zürich auf den Weg mitgegeben. Eigentlich wollte Honegger Architektur studieren, das war wegen Geldmangels unmöglich. Und so arbeitete er zunächst - auch wenn er lieber Automechaniker geworden wäre - als Schaufensterdekorateur.
Honegger wurde danach Werbegrafiker, ging für sein Unternehmen nach New York und wurde anschließend freier Künstler. Seit Mitte der 1960er Jahre schaffte er Skulpturen nicht nur für den öffentlichen Raum, er lebte und arbeitete abwechselnd in Paris und Zürich.

Gottfried Honegger war einer der Initiatoren des "Haus Konstruktiv" in Zürich, das sich speziell konkreter und konstruktiver Kunst widmet. In Mouans-Sartoux in Südfrankreich hat Gottfried Honegger einen "Espaces de l'art Concret" begründet, ein Museum, das viel mit seinem Werk zu tun hat und das auch dazu da ist, dass sich Menschen künstlerisch ausdrücken können.

Gottfried Honegger war immer ein leidenschaftlicher Mensch, eigentlich wollte er für die "Menschenbilder" nicht über sich selbst und seine Kunst sprechen, sondern viel lieber über die verfehlte Kulturpolitik und warum Kunst ein Lebensmittel für alle ist ...

Service

Gottfried Honegger: Denkanstösse zur Kunst - heute, Offizin 2008
Gottfried Honegger: Aphorismen, Offizin 2008
Gottfried Honegger: Max Frisch, Offizin 2008
Gottfried Honegger: Schwarz auf weiss..., Offizin 2008
Gottfried Honegger: Kunst als gesellschaftspolitischer Auftrag, Verlag für moderne Kunst 2010
Cercle et Carré; Dokumente unserer Zeit - Band XIV, Mit Texten von Gottfried Honegger, Dorothea van der Koelen, Gabriele Kübler (deutsch, engl., franz.) 40 S., 27 Abb., davon 8 farbig, 1990
Vom Bild zum Raum; Dokumente unserer Zeit - Band XXI, Mit Texten von Gottfried Honegger, Martin van der Koelen, u.a. (deutsch, engl., franz.) 88 S., 51 Abb., davon 50 farbig, 1997
Gottfried Honegger: Kunst ist eine Frucht vom Baume der Erkenntnis, 13 Abb. (6 farb.), 2000
Gottfried Honegger: Erfundenes und Erlebtes; Mit einem Vorwort von Dorothea van der Koelen, 2002
Gottfried Honegger: Max Frisch. Elf Porträtskizzen. Vierzehn Texte zur Erinnerung, 2007

Michael Gnehm (Hg.): Gottfried Honegger. Arbeiten im öffentlichen Raum, gta Verlag 2007
Emil Schwarz: Jeder könnte ein Künstler sein, Hommage à Gottfried Honegger. Eine dichterische Zeitreise mit dem Essay Vom Elementaren der Kunst, NAP Verlag 2009

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