Leporello

17. Juni 2016, 07:52

Die Ö1-Weinkost 2016

17 Weiße gingen ins Rennen um den diesjährigen Ö1-Wein, gleich elf davon waren Grüne Veltliner. Mit dem Weißburgunder hat sich jedoch ein absoluter Außenseiter gegen den Platzhirsch unter den österreichischen Reben durchgesetzt. Ein Außenseiter, der mit 14 Volumprozent Alkohol schwere Geschütze auffuhr. Jurorin Luzia Schrampf, Wein-Redakteurin beim Standard, freut sich über einen sympathischen Preisträger. Ruhig und sensibel ist er, dieser Weißburgunder Jahrgang 2015, unaufdringlich aber mit einer charakteristischen Note.Der Weißburgunder von Hengl-Haselbrunner wächst am Wiener Hungerberg, der ein ähnliches Mikroklima wie die Toskana aufweist, weshalb hier auch Olivenbäume überwintern könnten. Zum Ö1-Rotwein des Jahres wurde ein Pinot Noir oder Blauburgunder aus Sooß südlich von Baden gekürt. Mit 13,5 Volumprozent im Gepäck macht dieser Pinot Noir Jahrgang 2013 seiner Rebsorte alle Ehre. Bei den Rotweinen gilt der Zweigelt noch immer als Stammsorte der Österreicher, elegantere Rebsorten wie Sankt Laurent oder eben Pinot Noir sind aber immer mehr im Vormarsch. Ein Jahrgang der Außenseiter und Unangepassten wurde diesmal im Wiener Funkhaus gekürt: . Mit zwei Sieger-Weinen, die nicht laut über ihren Erfolg lachen, sondern mit stillem Understatement darüber schmunzeln.- Gestaltung: Wolfgang Popp


Stefanie Sargnagel über Ingeborg Bachmann

Das Bekenntnis zur Unkenntnis ist auch eine Philosophie. Die Zeichnerin und Autorin Stefanie Sargnagel, einzige Kandidatin aus Österreich, die heuer bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur antritt, kennt die Patronin beim Wettlesen in Klagenfurt, Ingeborg Bachmann, "eigentlich gar nicht", wie sie sagt.. Anlässlich des 90.Geburtstages Bachmanns vermutet Sargnagel: "Das war halt so eine melancholische junge Frau, glaub ich". Sargnagels literarisches Konzept ist es, die Welt ungeschmückt, ohne viel Poesie abzubilden. Die bevorzugte Plattform der 30jährigen Autorin ist dabei eigentlich das Internet: In den sozialen Netzwerken postet Sargnagel mit abgründig- skurrilem Witz ihre Eindrücke aus dem Alltag - und wird dafür von einer großen Fangemeinde, nicht zuletzt vom deutschsprachigen Feuilleton, bereits euphorisch als "Facebook Poetin" gefeiert. Dabei gilt Stefanie Sargnagels Hauptaugenmerk ihren Comics; diese sind oft kindlich wirkende, aber mit bissigem Humor ausgestattete Kunstwerke. Auch das Wiener Funkhaus schmückt sich übrigens derzeit mit einer Auswahl aus Sargnagels Oeuvre. Und so ist es auch keine Überraschung, dass die gelegentliche Kunststudentin Sargnagel in ihren Texten gerne die Welt der Kunst samt den dazugehörigen Unis abbildet. Noch lieber als das Künstlerleben beschreibt Sargnagel freilich die Welt charmant heruntergekommener Wiener Wirtshäuser; oder das Alltagsleben von Menschen, denen sie zufällig auf der Straße begegnet. Es sind Texte, die einen beim Lesen schon einmal schmunzeln lassen, doch wie nebenbei bekommt man dann die harte Realität "hineingewürgt", wie es Stafanie Sargnagel gänzlich unpoetisch, formuliert, Die Tage der deutschsprachigen Literatur finden heuer von 29. Juni bis 3. Juli in Klagenfurt statt. Stefanie Sargnagel freut sich schon drauf und appelliert fröhlich an die ehrenwerte Hörerschaft: "Bitte wählts mich!"- Gestaltung: Christa Eder

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