Gedanken für den Tag

21. Juli 2016, 06:56

Liebe Caro,

seit auch du ein Smartphone hast, hoffe ich, dass du kein "Smombie" wirst. So nennt man ja inzwischen die Menschen, die wie seelenlose Zombies in der U-Bahn unentwegt auf ihr Smartphone starren und überhaupt keinen Blick mehr dafür haben, wer gerade neben ihnen sitzt.

Papst Franziskus hat wahrscheinlich recht, wenn er feststellt, dass diese Dinger nicht immer "die Entwicklung einer Fähigkeit zu weisem Leben, tiefgründigem Denken und großherziger Liebe" fördern.

Erst seit ich im Fernsehen das Interview mit Tarek, einem Flüchtling aus Syrien, gesehen habe, verstehe ich, dass ein Smartphone auch wirklich lebensnotwendig sein kann. "Das Smartphone", sagt Tarek, "ist das wichtigste. Wenn du von irgendwo schnell fliehen musst, dieses Gerät hast du immer in der Tasche. Du kannst nicht alle deine Fotoalben und Dokumente mitnehmen. Das ist der einzige Gefährte, den du bei dir hast, ein zweites Haus in deiner Tasche." Als ich das Gespräch mit Tarek hörte, befand er sich noch in einem Flüchtlingslager in Ägypten. Tarek hat auf seinem Smartphone sein Leben vor der Flucht gespeichert: seine Fotos, seine Musik, alle wichtigen Dokumente. Seine Familie ist über drei Kontinente verstreut. Wenn sie miteinander über ihre Handys in Verbindung treten, weiß Tarek, dass alle noch leben.

Tarek ist Musiker. Am Ende des Interviews hat er versucht, mittels einer App mit seinen Musikerkollegen Verbindung aufzunehmen, die irgendwo in einem anderen Flüchtlingslager leben. Er hat ein syrisches Lied angestimmt, das sie immer bei gemeinsamen Auftritten gesungen haben. Caro, du hättest die Freude in Tareks Augen sehen sollen, als ihm dann seine Freunde mit der zweiten Strophe geantwortet haben.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler