Gedanken für den Tag

23. Juli 2016, 06:56

Liebe Caro,

im letzten Kapitel seiner Enzyklika "Laudato si" hat Papst Franziskus über die Sakramente der katholischen Kirche geschrieben. Manches darin ist ein wenig sehr theologisch. Ich schreibe dir jetzt einfach mit meinen Worten, warum ich dieses Kapitel liebe.

Was Gott in unserem Leben Gutes will, das sollen wir nicht nur mit dem Kopf denken, sondern auch mit unseren Sinnen spüren. Mit dem Geschmack, mit dem Wohlbefinden auf der Haut, mit der Freude der Augen. Wir sollen, so schreibt Franziskus, "auf einer anderen Ebene die Welt umarmen", erkennen, wie viel Liebe in den Dingen steckt, die bei den Symbolhandlungen eine sichtbare Rolle spielen. Wasser bei der Taufe, Brot und Wein bei der Eucharistie, Öl bei der Firmung, der Priesterweihe und bei der Krankensalbung. Wasser, Korn, aus dem Brot wird, Wein und Öl, mit denen man früher Wunden behandelt hat, sie sind großartige Geschenke der Erde, unserer Mutter.

Ich möchte versuchen, für dich aufzuschreiben, was bei mir noch alles wach geworden ist, als ich diesen Text gelesen hatte. Ich erinnere mich an eine wunderschöne Reise im Norden Portugals. Dort habe ich in den Bergen, abseits der Straße, am Rande eines Dorfes, eine alte Kirche entdeckt. Reste verwitterter Grabsteine erinnerten, dass hier einmal ein Friedhof war. Jetzt standen rund um die Kirche zwischen dunklen Olivenbäumen goldleuchtende Garben des Getreides, das zwischen den Bäumen gereift und bereits geerntet war. An der Wand der Kirche waren Weinstöcke hochgezogen, von denen bereits süß die Trauben lockten. Über einem steinernen Trog ein Wasserhahn, der sogar funktionierte. Vom Wasser erfrischt setzte ich mich auf die niedrige Steinmauer und spürte ein großes Glück in der Seele.

Ich wusste: Wasser, Wein, Brot und Öl. Das ist genug.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler