Radiokolleg - Hallo Dienstmann!

16. August 2016, 09:45

Vom "Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän" über "Der Wurschtl" bis "In der Kellergassn" - der Wiener Textdichter Erich Meder hat weit über 1.000 Wienerlied- und Schlagertexte geschrieben. Sie sind witzig und verspielt, melancholisch und wehmütig, Gassenhauer voller Wiener Schmäh und subtilem Wortwitz. Wer war dieser Mann, von dem es, bis auf einige wenige Fotografien, so gut wie keine Erinnerungsstücke gibt? Der stets die Nummer Zwei hinter den Komponisten war? Der während der Kriegsjahre seine Homosexualität geheim halten musste? Der seinen Widerstand im Wienerischen auslebte?

Vor dem Zweiten Weltkrieg war Erich Meder als Werbetexter tätig, nebenbei entstanden aber bereits in den 1930er Jahren zahlreiche Schlager. 1937 schrieb er die Texte für "Der Pfarrer von Kirchfeld", die letzte unabhängige österreichische Kinoproduktion vor dem Einmarsch deutscher Truppen und dem "Anschluss". Das Drehbuch stammte von Friedrich Torberg, Regie führten Jakob und Luise Fleck. Viele der Mitarbeiter/innen an dieser Produktion verließen Österreich wenig später, Erich Meder blieb. Populär wurde er ab dem Jahr 1939 durch die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Hans Lang, es entstanden Ohrwürmer wie "Hallo Dienstmann", das im gleichnamigen Film im Jahr 1951 von Paul Hörbiger und Hans Moser interpretiert wurde.

Nach Kriegsende arbeitete Erich Meder auch für den Hörfunk, also die RAWAG, den Vorläufer des ORF. Im Register der AKM findet sich 1947 der Eintrag für den Text einer Kennmelodie für eine neue Hörfunksendung: "Was gibt es Neues?" - moderiert von Heinz Conrads. 40 Jahre lang lockte dieses Lied zuerst die Hörer/innen vor ihr Radiogerät, später die Zuschauer/innen vor ihren Fernsehapparat. Und auch in der Sendung sang Heinz Conrads Meder-Lieder: "Das hat schon der alte Novotny gesagt", "Küss mich, lieber Bohumil", "Bitt Sie, Herr Friseur".

1951 kam der erste österreichische Farbfilm in die Lichtspielhäuser. Es war "Kind der Donau" mit Marika Rökk in der Hauptrolle, auch hier stammten einige Liedtexte von Erich Meder. Es folgten zahlreiche weitere österreichische und deutsche Filmproduktionen: "Der alte Sünder" (1951), "Fiaker-Milli" (1953), "Kaiserwalzer" (1953), "Mit Rosen fängt die Liebe an" (1957) oder "Immer die Radfahrer" (1958) mit Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Kraus.

Viele Meder-Lieder wurden immer wieder neu interpretiert, so sangen die Austropopper Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros gemeinsam "Hallo Dienstmann". Ludwig Hirsch interpretierte "In der Kellergassn", Heinz Rühmann war mit "So ein Regenwurm hat's gut" auf Schallplatte zu hören, Manfred Krug sang "Liebe kleine Schaffnerin". Einem jüngeren Publikum ist wohl vor allem das Meder-Lied "Jetzt ist es still" bekannt - allerdings nicht das Original, das Horst Winter im Jahr 1948 sang, sondern die englische Version "It's oh so quiet", interpretiert von der isländischen Sängerin Björk.

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