Gedanken für den Tag

20. August 2016, 06:56

Legale Wege

Und immer wieder hören wir: "Wir wollen vor Ort helfen!" Doch mehr als ein Versprechen, das mit mageren Schecks gedeckt ist, ist es eine Beschwörungsformel, von der man sich erhofft, es könnte gelingen, die Menschen auch vor Ort zu halten, sie uns vom Leibe zu halten.

Humanitäre Hilfe kann im besten Fall das Überleben retten und versuchen, die Würde der Überlebenden zu wahren und Perspektiven zu schenken. Humanitäre Hilfe ist kein Zaubermittel und kann keine Ausrede dafür sein, das Recht auf Flucht und Asyl einzuschränken.

Die evangelischen Kirchen Italiens und die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio gehen mit Unterstützung der italienischen Regierung einen anderen Weg. Neben der Hilfe vor Ort haben sie im Libanon einen "humanitären Korridor" eingerichtet: die Möglichkeit, auf legalem Weg nach Italien einzureisen und dort um Asyl zu bitten. "Die Korridore sind ein Mittel, um den Menschen, die sich in einer besonders verletzlichen Situation befinden, ihre Würde zu lassen", meint Francesco Piobicchi, der Koordinator des Aufnahmeprogramms.

Alleinstehende Frauen mit Kindern, chronisch Kranke, Opfer von Menschenhandel können ein humanitäres Visum erhalten, ihre Koffer packen mit dem, was ihnen wichtig ist, und Abschied nehmen. Sie müssen sich nicht Menschenschmugglern ausliefern, ihr Leben seeuntüchtigen Boten anvertrauen und ihrer Würde beraubt, gleichsam als Bettler, aus den Wassern des Meeres gezogen werden. Sie besteigen ein Flugzeug. In Italien angekommen sorgen die Kirchen für ihre Unterkunft und der Staat für ihr Asylverfahren.

Das italienische Außenministerium schreibt auf seiner Homepage: "Die humanitären Korridore sind ein Pilotprojekt, das zeigt, dass eine legale Einreise, gemäß EU-Recht, möglich ist, um riskante "Reisen der Hoffnung" zu vermeiden. Es ist ein Projekt das auch in anderen Ländern umsetzbar ist. Italien ist stolz darauf."

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler