Land und Laute

Akustische Attacken aus Österreich: Stadtleben vertikal - Lifte im Technisches Museum, Haus der Industrie u.v.m. in Wien

Elisha Gray und Elisha Graves Otis sind sich vermutlich nie begegnet, doch eint sie über die Namensverwandtschaft hinaus ein großes Verdienst. Beide Tüftler haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Städte wie New York nicht in Form ein- bis zweigeschossiger Häuschen über tausende Quadratkilometer Fäche erstrecken, sondern auch in die Höhe wachsen konnte. Gray avancierte Mitte der 1870er Jahre zum Miterfinder der Telegrafie, nachdem Otis bereits 1853 die Entwicklung des selbstbremsenden und damit absturzsicheren Personenlifts für sich verbuchen konnte. Ihre Errungenschaften waren es erst, die das Arbeiten und Leben in Wolkenkratzern praktikabel machten. Über 160 Jahre nach ihrer spektakulären Einführung - bei der sich Otis in den Lift begab und seinen Assistenten das Tragseil durchtrennen ließ - sind Lifte mehr denn je die kaum bewusste gewürdigte conditio sine qua non des Stadtlebens in der Vertikalen.
Ob Materialaufzug oder kleiner Personenlift, ob Ladelift oder Beförderungseinheit für über 200 Personen pro Fahrt: wie dienstbar Aufzüge im Alltag sind, erweist sich meist erst, wenn es "Außer Betrieb" heißt. So unauffällig die technischen Diener auch sein mögen, sind sie alles andere als stumm. Gemeinschaftlich benutzt, sind sie häufig Orte der peinlichen Stille und des betretenen Schweigens, an denen schon so manches Körpergeräusch unfreiwillig zur Geltung kam.
Auch selbst wissen Aufzüge allerhand zu erzählen. Vor allem die älteren Semester unter ihnen, die noch charakterstark zu quietschen wissen. Die Liftgeneration von heute käme dem servicegesellschaftlichen Ideal der vollkommenen Lautlosigkeit bereits recht nahe, wären da nicht die Signaltöne und Computerstimmen, die geistig Abwesenden und Sehbehinderten signalisieren, dass die Türen schließen oder das gewählte Stockwerk erreicht ist. Zu Vergleichsstudien vorzüglich geeignet ist das Technische Museum Wien, das eine ganze Reihe Aufzüge beschäftigt. Oder man besucht das Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz mit dem ältesten PaterNoster-Aufzug Europas.

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